Franzobel: Phantastasia oder die lustige Geschichte über die Traurigkeit.

Eva Riebler

Franzobel: Phantastasia oder die lustige Geschichte über die Traurigkeit.
Ill./Antje Keidies
Wien: Überreuter 2010, 128 S.
978-3-8000-5534-0

Hunde sind doch die besseren Menschen. Stefan Griebl alias „franzobel“ wuchs ab 1967 in Vöklabruck/OÖ auf, ist nachdem Geschichte- und GermanistikStudium seit 1989 freier Schriftsteller in Wien und war immer schon ein genialer Beobachter. Er hatte eine Unzahl von Hunde-Ge- und Verbotsschildern fotografiert und machte daraus 1995 sein phantasievolles Buch „Hundshirn“ (2015 neu ersch. Im Sisyphus Verlag). Darin beschreibt er S. 12 aus der Hundesicht die Rasse Mensch: „Männchen machend scharwenzeln sie, finden sich an jedem Ort. Der scheint ihr Reservat zu sein, ihr Artenschutz-Revier. Gigomanische Steine hat man ihnen ausgeschabt, dass sie darin häuslich werden, für draußen Büchsen, die toller laufen können als ein Hund. … uns wohl ähnlich … von oben mit Fell bewachsen ….

In diesem Kinderbuch jedoch ist weniger vordergründige Philosophie verstreut. Vielmehr sind drei sprechende Dackel mit einem 12-jährigen Jungen unterwegs und begleiten ihn in seinen traurigen Tagen, in denen er nach dem Tod seiner Eltern in ein Heim gesteckt werden soll.

Franzobel fühlt sich nicht nur in Hundehirne hineine, es gelingt ihm auch sich in die Angst eines einsamen Kindes an der Schwelle zur Adoleszenz einzufühlen. Natürlich mit Humor und mit Humor und … mit genialem Wortwitz! Der immer liebevoll beschreibend ist, auch wenn es um den unsympathischen, dicken Herrn Sauerbraten geht: „der Bauch war so groß, dass man meinen konnte, er hätte einen ganzen See ausgetrunken, oder zumindest eine ganze Lastwagenladung Wassermelonen verschluckt, na ja, wenigstens fünf.“ Märchenfiguren werden despektierlich charakterisiert und doch menschlich, wenn der Autor sie bezeichnet: „Die sieben Trottel mit den kleinen, fetten Stupsnasen“ oder „das Schneewittchen stank ziemlich aus dem Mund. Außerdem rülpste und furzte sie unentwegt und hatte furchtbar schmutzige Füße, so dass alle froh waren, als es weiterlief.“

Ein wirklich grandioses Kinder-Jugendbuch! Man hätte es in diesem Alter gerne selber als Waffe gegen die Traurigkeit oder Einsamkeit gelesen!

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