Hermann Knapp: Der Auserwählte

Klaus Ebner

Hermann Knapp: Der Auserwählte
Roman, 426 Seiten
Verlag Wortreich, Wien 2019
ISBN 978-3-903091-56-6

Die Welt verbessern. Bei seiner Geburt zog Konrad Sammer den Blitz an, rutschte der Hebamme durch die Finger, knallte mit dem Kopf voran auf den Boden – und überlebte. Seine Eltern glaubten, dass er für Großes auserwählt sei, doch sie starben früh. Ein halbes Jahrhundert passierte dann gar nichts, doch dann verändert sich das Leben des Journalisten Sammer radikal. Mehrere ungewöhnliche Ereignisse und eine Stimme in seinem Kopf, die postuliert, Gott zu sein, bringen den – durchaus skeptischen und mit Selbstzweifeln ringenden – Journalisten allmählich auf einen Feldzug gegen die Gier und Habsucht in der Welt, die, wohl simplifiziert, die Ursache allen Übels seien.

Der 1964 geborene Niederösterreicher Hermann Knapp schrieb eine Art Märchen für Erwachsene. Dabei flossen wirtschaftliche und gesellschaftliche Gegebenheiten ebenso ein wie raffinierte Anspielungen an Religionen. Der Autor geht augenzwinkernd mit unseren Mythen um und formuliert Dialoge, bei denen Lesende aus dem Schmunzeln nur dann herauskommen, wenn sie laut auflachen.

Der Versuch, die Welt zu bessern, stellt sich als Feldzug gegen den Großkapitalismus dar. Und der schlägt natürlich zurück, bringt Sammer in die Klapsmühle und versucht ihn, den selbsterklärten Propheten, mit Medikamenten aus der Bahn und aus der Weltgeschichte zu werfen.

Hermann Knapp ist ebenfalls Journalist, und er hat Theologie studiert. Eine Menge davon ist in den Roman eingeflossen und das mit einer riesigen Portion Humor, die das Lesen des Buches zu einem Vergnügen macht.

Man mag sich an gewissen Vereinfachungen und wohl unrealistischen Wendungen stoßen – aber es ist eben ein modernes Märchen, und welches Märchen wäre nicht unrealistisch? Also: Dieses Buch ist eine wunderbare Aufforderung zum Träumen von einer besseren Welt!

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