Karoline Cvancara: Horak hasste es, sich zu ärgern

Klaus Ebner

Karoline Cvancara: Horak hasste es, sich zu ärgern
Roman, 240 Seiten
Verlag Wortreich, Wien 2018
ISBN 978-3-903091-40-5

Eigene Welt. Jeden Abend findet Erwin Horak sich im Wiener Lokal Hummel ein, um Zeitung zu lesen, etwas zu essen und einmal in der Woche mit seinem Freund und Kollegen Kurt zu schnapsen. Vor allem aber, um in Ruhe gelassen zu werden – sogar die Kellner, die ihn seit Jahren kennen, stellen ihm das Bier unaufgefordert auf den Tisch. Erwin ist ein Grantler, wie er im Buche steht. So gut wie alles geht ihm auf die Nerven, und vor allem andere Menschen. Dass er als Mittelschulprofessor arbeitet, erstaunt, aber natürlich widern ihn auch die Kinder an und er wartet sehnlichst auf die Pension, die der vier Jahre ältere Kurt diesen Sommer antrat. Elfriede Steiner ist Trafikantin, frisch geschieden und eben dabei, sich das Leben neu einzurichten. Ihre vergangene Ehe bezeichnet sie als freudlos und einengend, und jetzt will sie endlich tun und lassen, was ihr gefällt. Sie entdeckt ihre Unternehmungslust und immer häufiger kommt auch sie ins Hummel. Als eines Tages ein Wolkenbruch die Gäste im Freien überrascht, läuft sie ins Innere des Lokals und landet, weil sonst nichts mehr frei ist, an Erwins Tisch. Der ist natürlich alles andere erfreut und versucht mit allen Mitteln, sie zu vertreiben. Elfriede jedoch bleibt – auch zu ihrer eigenen Überraschung – dran, denn die mürrische Art des Herrn Professors reizt sie und weckt in ihr Abenteurergeist und Neugier. Die bissigen Gespräche des Grantlers und der Lebenslustigen an diesem Abend und den folgenden mutieren zu einem schrill-heiteren Feuerwerk, das Lesende dieses Buch keinen Moment mehr weglegen lässt. Eine überraschende Wendung jagt die nächste, ebenso ein Lacher den nächsten. Mehr verraten wird an dieser Stelle nicht – lesen Sie selbst! Der Roman der 1974 in Wien geborenen Karoline Cvancara überzeugt mit feinem Wortwitz, erfrischender Dreistigkeit und einer Geschichte, in der Gefühle keineswegs zu kurz kommen.

Mehr Kritiken aus der Kategorie: