Festspielhaus St. Pölten, 23.02.2019: Les ballets C de la B, Requiem pour L.

Eva Riebler

Tod und Leben. Vom Zelebrieren des Sterbens.

FESTSPIELHAUS St. Pölten 23.2.2019
Les ballets C de la B, Requiem pour L.
Alain Platels/Fabrizio Cassol

Alain Platel als Performer und Tanzchoreograf ist international berühmt. Er liebt das sparsame Bühnenbild, die wilden wie die stillen Gesten. Großformatig hat er das Video einer Frau, die Abschied nimmt und den Körper zurücklässt in Schwarz-Weiß über den ganzen Bühnenhintergrund gespannt. Gebannt verfolgt jeder das Sterben dieser Frau und sieht als Kontrast davor 14 Musiker und Tänzer spielen, die schreiten, tanzen, laufen, hopsen, den Flügelschlag imitieren oder mit dem weißen Tuch Abschied winken. Sopran, Tenor und Alt singen gemeinsam mit vier weiteren Mitgliedern des Ensembles, wie auch vereinzelt, kommen zusammen, legen Steine auf die imitierten Gräber und bewegen sich wie die Tänzer über das Gräberfeld. Anschwellende afroamerikanische Gesänge mischen sich mit der Musik Mozarts Requiem, das er unvollendet vor seinem Ableben als 35-Jähriger 1791 schrieb.

Es ist die Schwelle zwischen Leben und Tod, die zelebriert wird, ausgiebig in 100 Minuten, nur unterbrochen durch das leise Atmen der Frau/bzw. des Akkordeons, das dann die Musik wieder anschwellen lässt. Laut und furios geht es zu und die Tänzer zappeln, hüpfen und legen all ihre Energie in den Bewegungstanz. Sie vermitteln das afroamerikanische Begleiten des Sterbens und die Lebensenergie derer, die den Tod begleiten und noch einmal davon gekommen sind.

Fabrizio Cassol hat einzigartig die klassische Musik Mozarts entklassifiziert und Rhythmus und Ausdruck überaus gesteigert!

Ein Werk das kontrastreich ist, weder Tanz- noch Theaterstück sein will, vielleicht einen Europäer verstört, auf alle Fälle eine moderne, überdimensionale Umsetzung der Sterbebegleitung ist!

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