86 / Umweg / Lyrik / Harald Vogl: im windschatten der flaneure ...

im windschatten der flaneure bin ich nun daheim

I
unter den arkaden
spielen wir
mit der sonne
verstecken

und packen
unsere eile
in bunte taschen

den langsamen tagen
auf der spur
tragen wir
die zeit zurück

und verschwinden
in verwinkelten gassen
im windschatten der flaneure

II
wie weit ist weit wenn
der weg unter den füßen
zu gehen beginnt

sind meine karten
bloß das wetter und der wind
zieht routen ins haar

reisen verirrte
blicke zurück in augen
bin ich nun daheim

nimm mich mit bis ans ende

I
im gehen schreibt sich die jugend
wieder auf den weg machen sich
pfade und laufen im liniennetz
unserer hände auf und davon
reisen wir in den augen des
andern verlorenen jahren hinterher

II
über um- und seitenwege
schreibt mein finger
nimm mich mit
in alle hautschluchten
deiner handkarte
deren liebeslinien
wir folgen
bis ans ende
lese ich
und halte schritt

III
auf gekreuzten wegen
stören wir
selbst mit leisen schritten
das dösen der blätter

ihr rascheln
erzählt uns geschichten
schöngefärbt
vom laub ins blau

Harald Vogl
Geb. 1966 in Steyr, aufgewachsen und immer noch wohnhaft in Amstetten. Studium der Leibeserziehung/Geschichte. Hausmann und Sportinstruktor. Schreibt Lyrik und Kurzprosa. Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften, Anthologien, Der Standard und Ö1. Lyrikbände: „im stillen weiß ungelesener blicke“ Verlag am Rande 2017 und „bandsalat & bildgewitter“ Literatured. NÖ 2018.