Elfriede Bruckmeier: Kostproben

Eva Riebler

Bilder Lothar Bruckmeier
St. Pölten, Literaturedition NÖ.

2020 126 S.
ISBN 978-3-902717-53-5

Elfriede Bruckmeier, geb. 1940 in Wien, veröffentlicht ihre Texte seit 1982, kuratiert und leitet nun nach dem Tod ihres Gatten, dem Maler Lothar Bruckmeier, den Verein für Kunst und Kultur in Eichgraben, NÖ. Dafür haben sie den alten Bahnhof Eichgraben für Ausstellungen adaptiert und renoviert.

2008 gab sie einen Haiku-Band heraus und nun ihre Erinnerungen, geteilt in die Kapitel: Erinnern, Andichten und Erdichten, die schon die Entstehung plausibel machen.

Sie überprüft liebevoll ihre Erinnerungen und gedenkt ihres Großvaters, einer Windjacke, die sie mit neun Jahren trug oder der Weißnäherin sowie eines Tanzpaares, das im nun abgerissenen Traisenpavillon in St. Pölten ein Pas de Deux  gemeinsam Körper an Körper genoss.  Geschildert wird uns die alte  Mutter, die dem Neurologen einen schönen, einstigen Ausflug mit der Tochter schildert und das Prädikat „fortgeschrittene Demenz mit Affektlabilität sowie teils wahnhafter Störung …“ in dessen Gutachten erntet. Spannend sind die kurzen Erzählungen, weil sie verortet sind (mit dem 58er, mit der Mariazeller-Bahn zum Ötscher …) und aus der damaligen Zeit schöpfen, z. B. die Erinnerung an einen weiß-behandschuhten Verkehrspolizisten, der mit eleganten Handbewegungen eine Kreuzung regelt usw. Der Leser wird mit Figuren bekannt, die wie der Maler Konrad z. B. den Streit mit seiner Frau braucht, um neue farbprächtige Inspirationen zu bekommen, und nicht versteht, dass diese, psychisch  an den Zerwürfnissen krank wird und nach einem Nervenzusammenbruch  ihm als streit- und Inspirationspartnerin nicht mehr zur Verfügung steht. – Ja, richtig überraschend, spannend und humorvoll ist der Inhalt und oft die Pointe am Schluss!

Hervorstechend sind auch die liebevollen Schilderungen kurzer Sequenzen, die plastisch vor dem Leser stehen und mit wenigen Sätzen Zeit, Ort und Bedeutung vermitteln.

Ein bisschen Wehmut aber kein Pathos kommt auf. Stilistisch klar, schön und sparsam wie die gelungenen farbenfrohen Acryl- und Öl-Arbeiten ihres Gatten Lothar Bruckmeier, die die Erzählungen passend begleiten! Man möchte diese Werke am liebsten im Original bewundern können!

Ein wunderbarer Erzählband mit tollen Bildern verschränkt!

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