85/LitArena X/Bericht/TRACTATUS Essayistik-Preis des Philosophicums Lech

TRACTATUS Essayistik-Preis des Philosophicums Lech
 

Pressebericht Eva Riebler
Seit 2009 würdigt der Verein Philosophicum Lech herausragende Publikationen aus dem Bereich der philosophischkulturwissenschaftlichen Essayistik mit dem Tractatus, dotiert mit 25.000 Euro. 2021 ist es Christoph Möllers, Prof. für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie an der Humboldt- Universität Berlin. In seinem Buch „Freiheitsgrade. Elemente einer liberalen politischen Mechanik“(2020 ed. suhrcamp) entwickelt er in 349 essayistischen Kurzkapiteln ein klares, vielfältiges „Mosaik der Freiheit“, heißt es in der Begründung der Tractatus-Jury.
Der Tractatus wurde angeregt von Michael Köhlmeier, um überragenden Publikationen auf dem Feld geistiger Auseinandersetzung und Standortbestimmung verstärkt Geltung zu verschaffen und stoßen so auf großes Interesse. Die prämierten Werke spiegeln die enorme thematische Bandbreite philosophisch-kulturwissenschaftlicher Essayistik wider und zeugen von hohem sprachlich-stilistischen Niveau, argumentativer Schärfe und Bravour. Unter Vorsitz von Konrad Paul Liessmann, wissenschaftl. Leiter des Philosophicum Lech, (nicht stimmberechtigt) berät die dreiköpfige Jury – Philosophin Barbara Bleisch (CH), Schriftsteller/ ehem. Verleger Michael Krüger (D), Autor/Journalisten Thomas Vasek (A) – bereits im Frühjahr über die Shortlist für den Tractatus, um eine Lektüreempfehlung zu geben. www.philosophicum.com/tractatus/shortlist/shortlist-2021

Christoph Möllers als renommierter Vertreter der deutschen Rechtswissenschaft stellt sich mit seinem neuesten Buch der Frage, wie der allerorten zu beobachtenden Bedrohung der liberalen Demokratie zu begegnen sei. Seine einführenden Worte: „Es ist kein wissenschaftliches, schon gar kein politikwissenschaftliches Buch, sondern ein politischer Reiseführer, der ein  liberales Orientierungsmuster entwirft; der Versuch eines Teilnehmers, sich einen Reim auf die Verhältnisse zu machen, der kohärent genug ist, um durch die politische Landschaft der Gegenwart zu führen.“ Die dafür gewählte Form einer losen Abfolge von miteinander vernetzten Kurzessays entspricht ganz diesem Ansinnen. Diese Struktur ermöglicht eine nichtlineare Lektüre und fördert die geistige Beweglichkeit beim Ausloten des jeweiligen Themas in verschiedene Richtungen. Z.B. brillante Denkanstöße zu neuen Perspektiven auf die Traditionen, Vorstellungen, Werte und Widersprüche des Liberalismus. Und so entspricht es den Kriterien der Jury. „Freiheitsgrade“ war für den Deutschen Sachbuchpreis 2021 und den Preis der Leipziger Buchmesse 2021 nominiert und sei insbesondere, doch nicht allein politisch Interessierten als aufschlussreiche Lektüre zu einer der drängendsten Fragen unserer Zeit empfohlen.

Christoph Möllers
Geb. 1969 studierte Rechtswissenschaften, Philosophie und Komparatistik in Tübingen, Madrid, München (Promot. 1999), war Assistent an der TU Dresden, am Institut für deutsches und europäisches Verwaltungsrecht an der Universität Heidelberg, wo er habilitierte. 2004/2005 Professor f. Öffentliches Recht in Münster, 2005-2009 Inhaber des Lehrstuhls f. Öffentliches Recht Göttingen, seit 2009 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie an der Humboldt-Universität Berlin.
Seit 2012 ist er Permanent Fellow am Wissenschaftskolleg Berlin. Gastprofessuren an den Universitäten Paris I und II, Princeton University, der Central European University und der London School of Economics. Als Prozessvertreter vor dem Bundesverfassungsgericht vertrat er den deutschen Bundestag, Bundesrat und die Bundesregierung und ist Träger des Leibniz-Preises 2016 der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Seine Monografien: Staat als Argument (C.H.Beck, München 2000); Digitale Gewaltengliederung. Legitimation und Dogmatik im nationalen und internationalen Rechtsvergleich (Mohr Siebeck, Tübingen 2005); Der vermisste Leviathan. Juristische Staatstheorie in der Bundesrepublik (Suhrkamp, Frankfurt a. Main 2008); Demokratie – Zumutungen und Versprechen (Wagenbach, Berlin 2008); Das Grundgesetz – Geschichte und Inhalt (C.H.Beck, München 2009); The Three Branches. A Comparative Model of Separation of Powers (Oxford University Press, Oxford 2013); Die Möglichkeit der Normen. Über eine Praxis jenseits von Moralität und Kausalität (Suhrkamp, Berlin 2015); Demokratiesicherung in der Europäischen Union. Studie zu einem Dilemma (gemeinsam mit Linda Schneider; Mohr Siebeck, Tübingen 2018).