36/ Talsprung: Klaffen. Alois Eder

 

 

 

 

 

Alois Eder
KLAFFEN

 

Plötzlich, ein Auseinanderklaffen der Bilder,
im schütteren Wald,
im Winkel des Waldes,
Sie ließen es allzusehr in der Schwebe,
im schütteren Winkel der Schwebe
zwischen den Bildern.

 

Ein Bild nennt das andere Bild
im schütteren Haar seines Eselsskalps,
der eine Esel den anderen Langohr
mit abgewinkelten Ohren
sie ließen sie allzusehr hängen
konzentriert auf das Äsen.

 

Links eine Distel und rechts eine Distel,
das Auseinanderklaffen des Waldes
an einem Holzweg
wieder vernäht mit doppelter Naht
durch die hin und her schwenkenden Köpfe
der im wilden Wald äsenden Esel.

 

Und plötzlich dieser Einklang der Bilder:
Ja, erst kommt das Fressen
und dann die Moral,
da kann der Wald schütter sein wie er will.
Ein Esel findet da immer noch Atzung,
heikel darf er halt nicht sein.

 

Vielleicht nur verursacht
durch die Leere unter den Skalpen,
verursacht durch doppelte Leere
in den auseinanderklaffenden Mägen,
dies Auseinanderklaffen der Bilder
in den schütteren Wäldern.

 

Der Photograph wird es nicht heilen,
vielleicht heilt es der bayrische Hilfszug,
der immer Gulaschkanonen mit sich führt,
und von da zur Stalinorgel
sind die Holzwege kurz,
die spielt dann den Eseln zum Marsch auf ...

 

 

Alois Eder
Geboren 1948 in St. Pölten. Mittelschullehrer für Deutsch und Geschichte im Ruhestand. Anerkennungspreis des Landes Nö. für Literatur 1987, Förderungspreis des Landes Nö. für Literatur 1990, Ehrenzeichen der Landeshauptstadt St. Pölten 1997. Diverse Mitgliedschaften und Publikationen u. a.: Polenlieder. Lyrik, 1983; 900 Jahre Pfarre Pyhra,  gem. m.  A. Grabler u. F. Gugerell, 1984;  Literatur im Raum St. Pölten 1970-1985, 1985;  Wortlanzen mit Widerhaken. Aphorismen, 1992;  Auf der ganzen Welt ist es St. Pölten ... Essays vom Barock bis zur Moderne, 1998.