47/Pöbel/ Rede: Rede vor dem Parlament. Harald Jöllinger
Harald Jöllinger
Rede vor dem Parlament
Meine Damen und Herren, ich bin in der glücklichen Lage Ihnen hier ein Budget präsentieren zu dürfen, das unter dem Strich eine schwarze Null, ja meine Damen und Herren, ich sage das in aller Deutlichkeit, das werden sie schon sehen, eine schwarze Null. Und ich will, lassen Sie mich das doch ausführen, und rufen Sie nicht dauernd dazwischen, Sie, Sie sind ja selber lauter Nullen, lauter rote Nullen, wenn ich das so sagen darf. Ich präsentiere Ihnen hier ein ausgeglichenes, und das ist durchgerechnet bis ins letzte Jota, wenn ich das so sagen darf, meine Damen und Herren. Das ist alles durchgerechnet und wir präsentieren Ihnen hier erstmals …
Ach hören Sie doch auf mit Ihren Zwischenrufen, Sie waren es doch, die die Schuldenberge wachsen haben lassen und wir müssen die doch abtragen, diese Berge, diesen Himalaya an Schulden, den Sie, … , Sie haben doch nicht nur Berge hinterlassen, Berge an Schulden, sondern auch Budgetlöcher, und wir, wir müssen nun, wir haben die Aufgabe übernommen, die Löcher im Budget der Schuldenberge zu stopfen. Was rufen Sie schon wieder dazwischen, unlogisch sagen Sie? Bei Ihnen ist die Logik schon längst auf den Hund gekommen, der dann die Schuldenberge hinaufkraxeln muss durch die spärlichen Budgetlöcher, die wir erstmals hier bereit sind zu stopfen. Verstehen Sie? Nicht?
So schauen Sie eh aus.
Sie haben ja nicht mehr alle Tassen in dem Budgetloch, das Sie uns hinterlassen. Und behaupten Sie ja nicht, wir seien es gewesen, die keinen Finger krumm gemacht hätten, wir haben die Finger krumm gemacht, sie zur Faust geballt.
Und mit der geballten Faust haben wir die Löcher gestopft, die sie sich nur aufgerissen haben.
Denn wir haben die Balance gewahrt zwischen dem sozialen Kahlschlag, nein wir haben nichts kahl geschlagen, was von Ihnen nicht verdörrt war, und wir können balancieren auf dem schmalen Grat zwischen kahl und Gießkanne, wenn Sie verstehen, was ich meine.
Und lassen Sie mich das noch, ja ich komme zum Schlusssatz, lassen Sie mich noch das eine, ein einziges Mal, ein einzigstes Mal, ein allereinzigstes Mal in aller gebotenen Deutlichkeit, damit Sie es auch verstehen, ja ich komme zum Schluss, lassen Sie mich das noch, ja ich verstehe, die Redezeit ist abgelaufen.
Harald Jöllinger
Geb. 1973 in Mödling; schreibt Nonsens, schwarzhumorige Lyrik und Kurzprosa. Er lebt in Maria Enzersdorf.