61/LitArena VII/Interview: Ernst Gembinsky

Wohin die Reise geht: Erkundung unbekannter Landschaften

Ernst Gembinsky, Wiener Fotograf und Maler, ist bekannt als akribischer Beobachter. Seine Arbeiten spiegeln Landschaften, innere und äußere, wider. Mit dem Künstler sprach Cornelia Stahl.

Du hast den Beruf des Gärtners erlernt. Verstehst du dich heute auch noch als Gärtner? 
Nein, eher nicht. Ich habe mich als Gärtner viel mit Gartenplanung und -gestaltung befasst. Dabei waren mir besonders die künstlerischen Aspekte wichtig. Japanische Gärten finde ich faszinierend. Diese sind weit entfernt von einer Naturlandschaft, sondern strahlen durch ihre Symbolik eine Ruhe aus, die kaum in Worte zu fassen ist. In bin dann zunehmend meiner Sehnsucht gefolgt, künstlerisch tätig zu sein und hauptberuflich als Künstler zu arbeiten.

Von 1979 bis 1982 hast du am Wiener Konservatorium Gitarre gelernt? Was war deine Motivation, dich der Malerei zu widmen, nicht der Musik?
Damals habe ich am Prayner Privatkonservatorium in Wien Gitarre erlernt. Natürlich erfordert das Erlernen eines Instrumentes viel Geduld und Übung. Diese fehlte mir zum damaligen Zeitpunkt. In einer Pause zwischen den Proben hatte ich eine ruhige Minute und kritzelte irgendetwas auf ein Blatt Papier. Daraus entstand eine wunderbare Zeichnung. Plötzlich erinnerte ich mich daran, dass ich im Zeichenunterricht  während der Schulzeit für Mitschüler und Mitschülerinnen Zeichnungen anfertigte, damit diese ihre Note verbessern konnten. So begann der Weg in die Malerei.

Welche Rolle spielt heute, neben der Malerei, die Musik für dich? 
Ich höre fast alles: von Gustav Mahler bis Harri Stojka. Ich selbst habe ja auch Gitarre erlernt, aber hatte weit weniger Geduld. Bei Harri Stojka bin ich vor allem von seinem Gitarrenspiel begeistert. In der Malerei hat mich Hieronymus Bosch beeindruckt. An zeitgenössischen Künstlern waren es Gunter Damisch und Gottfried Helnwein. Wichtig ist mir, den eigenen Stil beizubehalten.

Die Konkurrenz unter den Künstlern ist enorm gewachsen. Kennst du das Gefühl, stets getrieben zu sein und sich immer wieder neu definieren zu müssen?
Dieses Gefühl kenne ich nicht. Mir ist es wichtig, den eigenen Weg zu gehen und sich nicht darum zu kümmern, welche Trends gefragt sind. Diese wechseln schnell: mal war abstrakte Malerei in Mode; jetzt ist wieder Gegenständliches gefragt. Ich kann frei entscheiden. Ich verkaufe nicht, muss also nicht davon leben. Das erleichtert mir meine künstlerische Arbeit.

Da bist du neben den anderen Künstlern privilegiert, die ihren Lebensunterhalt davon bestreiten müssen!
Ich habe mir meine Freiheit erarbeitet, durch meinen Brotberuf. Habe damals einige Reserven zur Seite gelegt und mich auf die unabhängige künstlerische Arbeit vorbereitet. Ich bin von keinem Sponsor abhängig und auch nicht erpressbar. Ich beobachte Künstler, die sich gegenseitig unterbieten. Wenn ich Bilder für wenig Geld verkaufe, sind sie mir auch nichts wert. Gibt es Zeiten des Stillstandes, der Leere, des Zweifelns? Wie findest du immer wieder zu deiner Identität als Künstler zurück? Natürlich gibt es auch Zeiten des Stillstandes. Meist lasse ich mich durch Musik inspirieren. Dann fange ich an zu arbeiten. Wenn mir etwas gut gelungen ist und mir die Richtung gefällt, geht’s richtig los in die produktive Phase. Vor zwei Jahren, vor und nach meiner Pensionierung, bin ich durch die Beschäftigung mit chinesischer Kalligraphie verstärkt zu Tuschezeichnungen übergegangen. Chinesen arbeiten aber mit Tusche und Pinsel, ich aber mit der Feder. Die meisten Bilder sind in meiner jetzigen Ausstellung im Bezirksmuseum Wien- Meidling zu sehen.

Gibt es Zeiten des Stillstandes, der Leere, des Zweifelns? Wie findest du immer wieder zu deiner Identität als Künstler zurück?
Natürlich gibt es auch Zeiten des Stillstandes. Meist lasse ich mich durch Musik inspirieren. Dann fange ich an zu arbeiten. Wenn mir etwas gut gelungen ist und mir die Richtung gefällt, geht’s richtig los in die produktive Phase. Vor zwei Jahren, vor und nach meiner Pensionierung, bin ich durch die Beschäftigung mit chinesischer Kalligraphie verstärkt zu Tuschezeichnungen übergegangen. Chinesen arbeiten aber mit Tusche und Pinsel, ich aber mit der Feder. Die meisten Bilder sind in meiner jetzigen Ausstellung im Bezirksmuseum Wien- Meidling zu sehen.

In Zeiten ständiger Beschleunigung, was wünschst du dir für deine weitere Arbeit als Künstler?
Ich versuche, mich vom Zeitgeist zu distanzieren, muss nicht ständig erreichbar sein, oftmals schalte ich das Handy lautlos. Die neuen Medien und das Internet haben natürlich auch ihre positiven Seiten, die ich für meine Arbeit nutze. Beim Fotografieren bin ich aber spät auf digital umgestiegen. Habe früher analog fotografiert. Die Arbeit in der Dunkelkammer geht mir ab. Das Beobachten, wie im Fixierbad nach und nach ein Bild entsteht, hat für mich nach wie vor noch etwas Faszinierendes an sich.

Ernst Gembinsky: Geb.1954, Fotograf und Maler. Ausbildung zum Gärtner. Foto-Studienreisen nach Südostasien. Musik-Studium am Konserv.Wien. Seit 1987 Einzel-/Gemeinschaftsausst. in Österr. & China. 2007 Gründung & künstler. Leitung Kulturforum Wien-Meidling. 2014 „Wer verweilt ist klug“ Schiff-Galerie.