69/LitArenaVIII/Interview: Elisabeth Steinkellner

Elisabeth Steinkellner, Kinder- und Jugendbuchautorin aus Baden/Niederösterreich war eine der drei Jurorinnen der LitArena VIII, 2017. Cornelia Stahl traf sie zum Interview.

 

2017 waren Sie Jurorin der LitArena VIII. Was war das Besondere an den ausgewählten Texten? 

Manche Texte haben uns stärker thematisch, andere stärker aufgrund ihres Schreibstils und wieder andere aufgrund ihres atmosphärischen Gehalts angesprochen. Die Auswahl der Texte weist eine Bandbreite an interessanten und überzeugenden Texten auf.

 

Welche Themen dominierten? 

Themen rund um verschiedene Facetten des Erwachsenwerdens: die Auseinandersetzung mit Menschen und Strukturen, die einmal „Heimat“ waren; das Ausloten von Gefühlen in familiären und partnerschaftlichen Beziehungskonstellationen – Gefühlen, die zwischen dem Wunsch nach Bindung und Symbiose und jenem nach Loslösung changieren; Fragen nach dem Sinn des Lebens im Allgemeinen und nach dem Platz, den man als Individuum in dieser Welt einnehmen will;

 

Sie gehören der Generation „maybe“ an. Warum haben Sie sich dazu entschlossen, für Kinder und Jugendliche zu schreiben (und nicht für Erwachsene)? 

Die Veröffentlichung meines ersten Kinderbuches fiel in dieselbe Zeit wie die Veröffentlichung erster Texte für Erwachsene in Literaturzeitschriften – und beides passierte, als ich gerade zum ersten Mal schwanger war. Meine Zeitressourcen neben dem Muttersein waren schlichtweg zu knapp, um in beiden Bereichen weiterzumachen, und da es mich stärker zur Kinder- und Jugendliteratur zog, bekam diese fortan meine Hauptaufmerksamkeit. Nur Lyrik schrieb ich weiterhin auch für Erwachsene. Das Problem ist ja, dass die Kinder und Jugendliteratur hierzulande immer noch nicht als gleichwertige Literatur anerkannt ist und sich daher praktisch in einer anderen Welt abspielt als die Allgemeinliteratur. Es gibt kaum Berührungspunkte zwischen den beiden Bereichen, es sind andere Rezensenten und andere Vermittlungsmedien, es gibt je eigene Literaturfestivals und großteils je eigene Verlage - wie zwei Parallelwelten. 

 

Gab es oder gibt es Schreibvorbilder für Sie? 

Ich glaube, dass alle Texte, die mich nachhaltig beeindrucken, auch Vorbilder für mein eigenes Schreiben sind. 

 

Ihre Texte, z.B. aus „Die Nacht der Falter und ich“ entfachen eine Leichtigkeit. Wie viel Arbeit steckt dahinter? 

In Gedichten und Miniaturen steckt meist sehr viel Feil-Arbeit. Da wiege ich genau ab, welche und wie viele Worte ich verwende, und über manche Texte gehe ich immer und immer wieder drüber, bis der Rhythmus und die Wortwahl endlich für mich stimmen.

 

2016 erhielten Sie den Outstanding Artist Award in der Sparte Kinder- und Jugendliteratur. Ist das richtig? Inwieweit beeinflussen Preise Ihre literarische Arbeit? 

Es war für mich wirklich eine große Freude, diesen Preis zu erhalten! Einerseits sind Preise und Stipendien natürlich eine wichtige finanzielle Stütze, um sich dem nächsten literarischen Projekt widmen zu können, andererseits stärken sie auch das eigene Selbstverständnis als Schriftstellerin, und diese Funktion ist nicht zu unterschätzen, gerade wenn man noch eher am Anfang steht. 

 

Ich danke Ihnen für das Interview! 

Elisabeth Steinkellner

Geb. 1981, aufgewachsen im Bezirk Neunkirchen/NÖ. Ausbildung zur Sozialpädagogin und Studium der Kultur- und Sozialanthropologie in Wien. Schreibt Lyrik und Prosa für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Ihre Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet (zuletzt mit dem outstandig artist award 2016 in der Sparte Kinder- und Jugendliteratur und dem Österreichischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur 2017) und in mehrere Sprachen übersetzt. Die Autorin lebt und arbeitet in Baden bei Wien.