Hans-Peter Wipplinger: Kulturpolitik à la carte. Ingrid Reichel

Hans-Peter Wipplinger
Kulturpolitik À la carte

 

Ingrid Reichel besuchte am 6.4.2010 Hans-Peter Wipplinger, den Geschäftsführer der Kunstmeile Krems, aus der Kunsthalle Krems, dem Karikaturmuseum Krems, der Factory, dem forum frohner, dem Kunstraum Stein sowie dem Artist in Residence-Programm besteht. Gemeinsam sprachen sie über den Kunstgenuss und das Jahresprogramm der Kunsthalle Krems: Von Paula Modersohn-Becker (Frühjahrsausstellung)[1], einer wichtigen Wegbereiterin der Moderne, über „Lebenslust & Totentanz“, der bislang umfangreichsten Präsentation einer der renommiertesten Sammlungen Europas, der Olbricht Collection (Juli bis November)[2] bis zu den beiden Winterausstellungen „Nouveau Réalisme“ [3] und Daniel Spoerri.

 

 

 

 

 

 

 

 

Lieber Hans-Peter Wipplinger, auf Ihrem Programmangebot zu Beginn des Jahres 2010 steht in großen Lettern „KUNSTGENUSS MIT ALLEN SINNEN“. Was genau verstehen Sie unter Kunstgenuss?

Als ich nach Niederösterreich gekommen bin und diese spannende Aufgabe angetreten habe, existierte diese äußerst zutreffende Begrifflichkeit bereits. Als Kunstrezipient und den Genüssen des Lebens aufgeschlossener Zeitgenosse finde ich diese Konstellation auch sehr reizvoll, da bin ich sicherlich nicht der Einzige. Was mir – um über unsere Ausstellungen zu sprechen – wichtig erscheint, ist, dass die Besucher Inhalte vermittelt bekommen und dies auf eine angenehme, wenn man so will, unterhaltsame Art.
Die Museen werden immer stärker zu Infotainement-Institutionen.
Damit dies funktioniert, ist ein Zusammenspiel aus verschiedenen Elementen notwendig: Zum einen die Art der Präsentation, also die Inszenierung, d.h. von der passenden Wandfarbe bis hin zur perfekten Beleuchtung der Objekte oder Bilder, von der inhaltlichen Präsentation der Werke bis hin zu den Wandbeschriftungen als entsprechendes Vermittlungstool etc. Ziel sollte es sein, dass die Besucher begeistert aus der Ausstellung gehen und sagen: Da habe ich etwas dazu gelernt, etwas Neues erfahren. Bei Kunstpersönlichkeiten, wie bei der von uns präsentierten „Paula Modersohn-Becker“, sind die Besucher darüber hinaus, ob des dramatischen Lebensverlaufs, emotional sehr berührt. Um eine Ausstellung zu einem erfolgreichen Kunstbesuch zu machen, gehören also viele Komponenten dazu.
Die genießerische Ebene, sozusagen mit vielen Sinnen, das Eintauchen in eine andere, stimulierende Erlebniswelt ist dabei von großer Bedeutung.

Oft hat man das Gefühl, dass Museumsbesuche unter einem gewissen Vorwand stattfinden. Ist der Museumsbesuch ein Umweg zu leiblichen Genüssen? Im Nestroyschen Sinn: ein Umweg ins Wirtshaus?

Sie betrachten den Begriff Genuss zu sehr auf das Kulinarische bezogen. Ich genieße, wenn ich in eine Ausstellung gehe. Wenn Sie in einen opulenten Film oder in ein dramatisches Theaterstück gehen, dann kann es, vorausgesetzt es handelt sich um große Kunst, etwa trotz einer Tragödie sich um einen Kunstgenuss handeln, z.B. wegen wunderbarer Schauspieler, außergewöhnlicher Kostüme, eines beeindruckenden Bühnenbildes etc. Auch wenn der Inhalt abstoßend, unangenehm oder was auch immer ist. Gehen wir also einmal weg von der ausschließlichen Betrachtung: Kunstgenuss ist gleich Essen oder Trinken. Natürlich gehört Kulinarik auch als wichtiger Bestandteil dazu, der kann sozusagen dem Kunstgenuss auf andere Weise noch die Krone aufsetzen.

Irving wies daraufhin, dass Genuss in seiner primitivsten (ursprünglichen) Art und Weise die Kulinarik ist.

Das Essen und ihre genussvolle Zubereitung ist eine hoch zivilisierte und eine der ältesten Kulturformen der Menschheit überhaupt. Wenn man mit Peter Kubelka [3] oder mit dem Erfinder der Eat Art, Daniel Spoerri über das Essen redet, dann holen die Herren 2000 Jahre und mehr aus, um bewusst zu machen, wie sehr die Kultur des Essens die Entwicklung der Menschheit beeinflusst hat. Wichtig ist – um es mit Beuys zu sagen – dass man etwas mit Leidenschaft und Liebe macht. So ist es in allen Bereichen, ob bei der Zubereitung eines Mahls oder der Präsentation einer Ausstellung.

Damit man aber endlich auch die Dramaturgie genießen kann, bedarf es noch vieler Schritte…

Genau. Aber für mich ist das Essen als Genuss jetzt eine von vielen Varianten, die zu einem gelungenen Museumsbesuch gehören kann. Die von mir vorhin erwähnten Aspekte müssen einfach stimmen.

Sind wir nicht sehr verwöhnt, was Kunst anbelangt? Ganz speziell hier in Niederösterreich?

Nicht nur was die bildende Kunst anbelangt, sondern die gesamte Palette an Kulturangeboten in Niederösterreich ist beeindruckend. Ob im Bereich der Musik, des Theaters, der Literatur, Architektur und natürlich auch in der bildenden Kunst. Gute, ausgezeichnete Kunst in all diesen Bereichen kann man gar nicht genug haben. Sicherlich begegnet man immer wieder auch Unterdurchschnittlichem, umso wichtiger ist es, dass man als Rezipient Differenzierungsinstrumentarien ausbildet, Gutes vom Schlechten unterscheiden lernt. Da geht es um Erfahrung, die Bereitschaft einer inhaltlichen Auseinandersetzung, um eine Mündigkeit des betrachtenden Bürgers. Dafür gibt es auch konkrete Kriterien und die haben nicht immer etwas mit Quote zu tun. Es bedarf also – gerade in der multimedialen Überflussgesellschaft – einer selektiven, kritischen Wahrnehmung, um differenzieren zu lernen.

In der Ausstellung „Lebenslust & Totentanz“ aus der Sammlung Olbricht sind alte Meister mit Werke der Moderne und der zeitgenössischen Kunst gemischt präsentiert.

In dieser Ausstellung spielt der epocheüberschreitende Dialog zwischen den Kunstwerken eine sehr große Rolle. Wir versuchen Kunstgeschichte über ihre historischen Quellen verstehbar zu machen. Im Oberlichtsaal beginnen wir mit dem Thema Wunderkammer. Als Idee entstand sie in der Spätrenaissance, sozusagen als Vorreiter der heutigen Museen. Die damaligen Fürsten, die damit begonnen hatten, waren - ob Gelehrte oder nicht – interessiert, die Wunder des Lebens verstehen zu lernen und über die Erscheinungen der Welt zu staunen. Sie haben Wissensgebiete in Natur, der Kunst- bzw. des Kunsthandwerks, in wissenschaftliche, künstlerische, geologische Bereiche ganz eigenwillig miteinander vermischt. Wir wollen eine Wunderkammer der letzten 400 Jahre erzeugen, also nicht den strengen Wunderkammer-Begriff des 16. Jahrhunderts verwenden, sondern Objekte von Künstlern, die sich gerade in den letzten 10 – 20 Jahren wiederum auf frühere Epochen beziehen.
Es gibt eine Tendenz, in der sehr viele Zitatarbeiten produziert werden und man eigentlich stilistisch kaum Unterscheidungen zu vergangenen Zeitphasen feststellen kann, sogar thematisch gibt es – denken Sie an apokalyptische Darstellungen – Parallelitäten etwa mit Bosch.

Für österreichische zeitgenössische Künstler gilt das weniger. Oder sind Sie da fündig geworden?

Nein, es sind interessanterweise vornehmlich amerikanische, kanadische und englische Künstler, die sich hier auf historische Verweise beziehen. Etwa Barry X-Ball, der mit seinen Marmorskulpturen Interpretationen auf barocke oder gotische Vorlagen macht. Wir zeigen also in dieser Wunderkammer-Schau progressive Gegenüberstellungen von historischen und zeitgenössischen Exponaten, jeweils in Themeninseln wie Krieg, Religion, Lust, Liebe, Tod etc. zusammengefasst. Im Kriegsraum treffen etwa Goya auf Callot-Radierungen, Werke der Chapman-Brüder auf Gerhard Richters „Onkel Rudi“, oder einer Malerei der jungen deutschen Künstlerin Alex Tennigkeit, die eine Paraphrase auf Konzentrationslager präsentiert. Das heißt: Wir gehen durch die Ausstellung wie durch eine Geschichte, die die existentiellen Themen des Menschseins bedeuten.

So sind also konkrete Werke zu speziellen Themen gegenübergestellt.

Unser Ansinnen ist in erster Linie ausgezeichnete Kunstwerke von spannenden KünstlerInnen zu zeigen, sie thematisch gut einzubinden und verständlich zu inszenieren. Die Ausstellung wird in gewisser Weise zur Bühne des Lebens, in der man sich selbst erfährt, Grenzerfahrungen nachvollziehen kann und bestenfalls Erkenntnisse über diese – wie Thomas Bernhard sagte, kleine lächerliche Existenz – zu erfahren.

Sie haben anschließend die Ausstellung „Nouveau Réalisme“, eine Kunstrichtung, die ja desillusionierend ist. Kann diese auch ein Fest der Sinne sein?

Warum sollte der „Nouveau Réalisme“ desillusionierend sein?

Da er nichts Beschönigendes hat und die Dinge so darstellt, wie sie sind, wird er gern im Zusammenhang der Desillusion genannt.

Das sehe ich anders. Den „Nouveau Réalisme“ muss man im zeitlichen Kontext sehen. Zur selben Zeit fand in Amerika die Entwicklung von Action Painting statt, in Frankreich erlebte die informelle Kunst ihren Höhepunkt. Dagegen begehrten die jungen Künstler der Gruppe auf, deren Kunst war geradezu üppig und lebensnah. Die Künstler wollten den Alltag, das Leben in die Kunst holen. Gegen Ende der 50er Jahre bricht eine Gruppe junger Künstler in Paris mit der Kunst der Nachkriegszeit. Die lose Gruppe verband weniger ein gemeinsamer Stil bzw. eine ästhetische Formensprache, sondern vielmehr eine bestimmte Geisteshaltung zur Kunst wie zum Leben. Die Künstler hatten vor allem Interesse, einen neuen Zugang zur Welt und einen anderen Blick für den ästhetischen Wert vergänglicher Alltags-, Industriekultur oder Massenwaren zu zeigen. Viele der Künstler waren auch keine ausgebildeten Künstler. Daniel Spoerri etwa war Tänzer, Pantomime, Regisseur und ist nach wie vor ein neugieriger, wahrnehmender und denkender Mensch, der sich seinen Reim über die Kunst und sein Dasein gemacht hat. Immer erfinderisch in seiner Weltdeutung ist er im Grunde genommen ein Geschichtenerzähler.

Dennoch kann man auch hier, speziell bei Daniel Spoerri eine Schönheit und Ästhetik erkennen, betrachtet man etwa seine Eat-Art-Arbeiten, die sogenannten Fallentische, die damals im Restaurant nachdem die Gäste gespeist hatten, unverändert montiert worden sind. Ich glaube schon, dass noch heute viele Leute damit Schwierigkeiten haben.

Dass das Kunst ist…? Vielleicht in einer ersten Betrachtung, beim zweiten Blick und beim Denken über die Arbeiten bemerkt man, dass die Fallenbilder als Erinnerungsbilder fungieren, mit Hilfe derer die Atmosphäre und Stimmung der jeweiligen Situation in all ihrer Alltäglichkeit und Banalität dem Vergessen entrissen wird. So gesehen sind sie sehr schöne, sehr poetische Memento Mori-Werke.

Das schon, aber ich meine wegen ihrer Ästhetik. Der vorher schön gedeckte Tisch mündet in ein Schlachtfeld. Die meisten verbinden mit Kunst nach wie vor Ästhetik.

Mag sein. Wie überhaupt in der Kunstbetrachtung, vor allem in der zeitgenössischen, muss man, damit man selbst auch etwas für sich destillieren kann, einen zweiten Blick wagen und um die Ecke denken. Daniel Spoerri geht es nicht darum einen Tisch als Schlachtfeld zu präsentieren, sondern um die Zeit, die er damit festhält. Zugleich sagt er damit, dass dieser Augenblick für ewig verloren ist. Im Grunde genommen ist diese Methodik dem Medium der Fotografie nicht unähnlich: Die Sehnsucht der Menschen zu fotografieren und Zeit damit vermeintlich zum Stillstand zu bringen, aus Angst der Vergänglichkeit anheim zu fallen.
Wenn man diese Isolierung eines Augenblicks, eines Moments des Lebens betrachtet, in dem Freunde zusammen gesessen sind und gefeiert haben, dann geht es vornehmlich um Erinnerung und nicht um ein ästhetisches schönes Objekt. Als Kunstvermittler sind wir gefordert, den Besuchern die Intentionen der Künstler zu verdeutlichen, hier also die Vergänglichkeit zu thematisieren, ein Nachdenken über einen Moment auszulösen, der unwiderruflich verloren gegangen ist. Dieses Erweckungserlebnis kann uns Daniel Spoerri bieten. Auch andere Beiträge wie jene der Affichisten [4], die alte Plakate von den Wänden herunterlösen und diese als Bild an die Wand hängten, wirken oft nicht sehr ästhetisch, aber die darauf eingeschriebene Geschichte macht daraus ein ästhetisches Werk. Es geht hier also vornehmlich um die Umsetzung einer Idee, eines Konzepts, um die Aura und die Philosophie, die in diesen Exponaten steckt.

Eigentlich leben wir, vom Künstler aus gesehen, in einer Zeit der Narrenfreiheit. Alles ist erlaubt, man ist keinen Regeln mehr unterworfen.

Das sehe ich nicht so. Es war ja schon fast alles da. Das heißt: Die Leute, die heute Künstler werden wollen, brauchen außergewöhnlich gute Ideen, um sich von der Geschichte abzuheben bzw. diese nicht zu wiederholen. Und die, die sich wiederholen, fallen der Lächerlichkeit anheim, weil das vielleicht schon ein Kollege vor 50 oder 100 Jahren gemacht hat. Daher ist Narrenfreiheit nicht gegeben. Wenn Sie und ich heute hergehen und wir machen ein Essen, kleben die Reste an, dann werden wir es als Künstler nicht schaffen, da sich mit dieser Erfindung bereits Daniel Spoerri in die Kunstgeschichte eingeschrieben hat. Alles andere wäre Wiederholung und bringt die Kunst- und Menschheitsgeschichte nicht weiter. Gegenwärtig produzieren weltweit vermutlich 100.000 Künstler Kunst. Ich weiß nicht wie viele davon Beachtung finden, es sind wohl nur ein paar Tausend, noch weniger gehen in die Kunstgeschichte ein. Mit Narrenfreiheit hat das nichts zu tun, sondern mit großem Talent, Intellekt, Kreativität, Schaffenswillen und Verzicht.

Ist dies vielleicht der Grund, warum es eine Renaissance der altmeisterlichen Techniken gibt? Lange Zeit galt in der Moderne die Idee als wesentlich. Nun scheint die Technik - mit neuen Inhalten wohlgemerkt - auf vorderster Front zurückzukehren.

Es ist davon abhängig von welcher Ausbildungsstätte wir sprechen. In Amerika gibt es Schulen, die sich darauf konzentrieren, gute Handwerker aus ihren Künstlern zu machen, andere wiederum konzentrieren sich auf das Konzept, wieder andere intendieren mündige Persönlichkeiten bzw. Denker heranzubilden. Die perfekte Beherrschung des Pinsels oder der Kamera ist eine gute Basis, aber noch lange nicht der Schlüssel zum Erfolg. Denken sie an Franz Graf [5] als er noch Professor war, der hat DJs oder Handwerker aus den verschiedensten Nationen aufgenommen und mit ihnen versucht, das Leben zu erfassen und zu begreifen. Was ich sagen will, ist: Wir leben glücklicherweise in einer pluralistischen Zeit, in der viele Wege möglich sind. Was letztendlich von der laufend entstehenden Kunstproduktion an die Öffentlichkeit schwappt, ist natürlich minimal gegenüber den vielen produzierenden Künstlern. Die einen schaffen es über außergewöhnlich „künstlerisch-handwerkliche“ Fähigkeiten, die anderen über ein Konzept. Ich glaube, dass sich nur die ganz nach oben durchsetzen, die in ihrem Werk die von mir kurz angedeuteten Aspekte vereinen.

Gehen wir ein bisschen zur Kulturpolitik. Sie verhält sich wie der Sparefroh im Speckmantel. Wie gehen Sie mit dieser Kontroverse um, speziell in Ihrer Funktion als Geschäftsführer der Kunsthalle? Neben Ihren umfangreichen Aufgaben als Geschäftsführer, kuratieren Sie auch die großen Ausstellungen in der Kunsthalle. Eine Aufgabe, die Ihnen offensichtlich liegt, und die dennoch neben Ihren vielen Tätigkeiten die Frage aufwirft, ob dahinter finanzielle Einsparungen liegen?

Nein, keineswegs. Als Leiter eines Hauses bin ich für die programmatische Ausrichtung verantwortlich und kuratiere selbstverständlich auch Projekte, die mir am Herzen liegen. Darüber hinaus gibt es seit 2010 zwei neue Kuratorinnen im Haus, die mit mir künstlerische Konzepte entwickeln, Künstler betreuen, Ausstellungen machen, Texte schreiben etc, weil das alleine nicht zu bewältigen ist. Ich habe mir bewusst Zeit gelassen, um ausgezeichnete Leute ins Haus zu holen. Darüber hinaus arbeiten wir auch mit externen Kuratoren.
Aber zur Frage Speckmantel: Ohne Übertreibung, wenn ich mir ein Bundesland und eine Institution aussuchen könnte, dann kann man sich glücklich schätzen, in Niederösterreich zu arbeiten. Ich kenne das Budget anderer Länder, ich kenne die Ankaufsbudgets, weil ich selbst oft Beiratsfunktionen habe; da muss man konstatieren, dass wir in Niederösterreich in einem weltoffenen kulturinteressierten Land leben, dem Kultur beträchtliche Investitionen Wert sind. Dahinter stecken durchaus auch andere Strategien im Konnex Tourismuswirtschaft, d.h. es ist sicherlich nicht alles Altruismus. Man hat in Niederösterreich früh erkannt, dass Kulturbetriebe selbst Wirtschaftsbetriebe sind und damit viele Arbeitsplätze schaffen, darüber hinaus den Standort attraktiv aufladen, einen Bildungsauftrag erfüllen, die Identität eines Landes fördern etc. Die vielen Touristen kommen sicherlich auch deswegen, weil sie in Niederösterreich nebst der tollen Landschaft, dem guten Essen, dem Wein etc. kulturelle Highlights erleben können, eben einen umfassenden Kulturgenuss genießen können. Die Investitionen kommen also nicht nur auf ideeller Ebene zurück, etwa in Form von Image und Reputationsgewinn des Landes, sondern dieses Engagement rechnet sich auch in wirtschaftspolitischer Hinsicht.

Das war ein schönes Plädoyer für Niederösterreich. Danke!

Ausstellungen in der Kunsthalle Krems:
Nouveau réalisme 21.11.2010 – 20.02.2011
Daniel Spoerri: Ein Augenblick für eine Ewigkeit 21.11.2010 – 20.02.2011
www.kunsthalle.at
(LitGes Ausstellungskritik)

[1] Paula Modersohn-Becker: Kunsthalle Krems 14.03 – 04.07.10 (LitGes Kritik)
[2] Lebenslust & Totentanz: Kunsthalle Krems 18.07 – 07.11.10
[3] Peter Kubelka: Österr. Experimentalfilmer und Künstler
[4] Von den Nouveaux Réalistes angewendete Methode, das Abreißen und Freilegen von z. B. übereinander geklebten Werbeplakaten als künstlerisches Mittel einzusetzen. Meist konsumkritische Vertreter: F. Dufrêne, R. Hains, J. Villeglé und W. Vostell. Gleichzeitig gab es die Kunstrichtung Décollage als deklarierte «Antikunst».
[5] Franz Graf unterrichtete von 1997 bis 2006 an der Akademie der bildenden Künste, Wien.
Ausstellung: Kunsthalle Krems 28.03 – 27.06.10 (LitGes Kritik)

Hans-Peter Wipplinger
Geb. 1968 in OÖ. Studium der Kunstgeschichte, Theaterwissenschaft, Publizistik und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien. Kulturmanager und Kurator von rund 70 Ausstellungen im In- und Ausland. Zuletzt Direktor des Museum Moderner Kunst Passau (2003-2007). Seit 2009 Programmleiter und Geschäftsführer der Kunstmeile Krems. Autor und Herausgeber zahlreicher Ausstellungskataloge und Buchpublikationen zur Kunst der Moderne und zur zeitgenössischen Kunst.