Reinhold Schrappeneder
Agit-Prop-Gedicht
„Krieg und Gewalt? Die sollt’s nicht geben!
Da würde man gleich besser leben.
Soldaten wären arbeitslos,
die Generäle wär’n wir los,
verbannt wär’n Bombe und Gewehr,
es wär’ der Mensch nicht länger mehr
des Menschen schlimmster Feind –
wie unser dummer Pöbel meint.
Religion? Sollt’s auch nicht geben!
Dann würde man viel besser leben.
Nicht Pabst gäb’s, Rabbi nicht und nicht Imam,
und also Christen, Juden und Islam.
Verbannt wär’n Bombe und Gewehr,
es wär’ der Mensch nicht länger mehr
des Menschen schlimmster Feind –
wie unser dummer Pöbel meint.
Ausbeutung? Sollt’ es keine geben!
Dann würden alle besser leben.
Es gäbe weder arm noch reich,
an Chancen wären alle gleich,
verbannt wär’n Bombe und Gewehr,
es wär’ der Mensch nicht länger mehr
des Menschen schlimmster Feind –
wie unser dummer Pöbel meint.“
Ach hätten sie, die großen Lenker,
statt ihrer Geistesgröße Pracht
die Dummheit dieses Pöbels nur!
Dann wär’ die Sache bald gemacht.
Das Dumme ist: Sie wollen nicht.
Weil für sie sowieso die Sonne scheint.
So ist es. Doch so bleibt es nicht.
Wenn erst der Pöbel sich vereint ...
Reinhold Schrappeneder
Geb. 1949 in Wr. Neustadt, Vorstandsmitglied der Jura Soyfer-Gesellschaft, Mitglied der GAV und des Literaturkreises Podium, zahlreiche Veröffentlichungen u.a. bei Suhrkamp, der Neuen Zürcher Zeitung und im ORF, mehrere Literaturpreise, lebt in Wien. mehr...