Christine Huber: Brot, das nach Kindheit duftet

Christine Huber
Brot, das nach Kindheit duftet


Ich weiß nicht, wie meine Kindheit duftet. Wenn ich mir noch das Brot dazu vorstellen soll, dann weiß ich nur, dass ich während meiner ganzen Schulzeit viele Jahre jeden Tag
ein Margarinebrot zur Jause mitbekommen habe.
THEA – nicht Rama – die war billiger. Butter haben wir nie gegessen.
Manchmal gab es zu Hause auch noch frische Marmelade dazu, die Mama mit Früchten, die sie geschenkt bekommen hat, zubereitete. Das war Genuss und Freude! Semmel, Salzstangerl, Kornspitz – unvorstellbar für uns. Mama musste uns drei Kinder mit sehr wenig Geld ernähren.
Mein Vater verbrachte wegen seiner schweren Kriegsverletzungen mehrere Jahre im Krankenhaus. Krankengeld und soziale Absicherung gab es damals nicht.
Wir waren arm, sehr arm.

Karges Brot könnte man mit meiner Kindheit gleichsetzen.
Der Geruch? An den kann ich mich nicht mehr erinnern. Brot diente zum Hungerstillen, jedes Körnchen wurde sorgfältig aufgehoben und gegessen.
Frisches Brot war herrlich – auch ohne Wurst, Käse, Aufstrich, Lachs, Schinken – höchstens mit THEA bestrichen.
Denke ich an meine Kinder: Wie gut ist es denen gegangen, und in welchem Überfluss wachsen meine Enkelkinder auf.
Wir hatten Brot – einfach nur Brot – und wurden damit satt.
Das war das Wichtigste!
Manchmal schenkte mir meine Schulfreundin ihre zweite
Wurstsemmel, und wie glücklich war ich, einmal kein THEABrot essen zu müssen.
Glück kann so klein sein. Das karge Brot meiner Kindheit prägte mich.
Brot gehört zum Leben – Brot ist Leben!
„Unser tägliches Brot gib uns heute”, heißt es.
Wie not-wendig!


Christine Huber
Malerin, Malseminarleiterin und Literatin. Veröffentlichungen in etcetera, Lotosblüte und im Eigenverlag.
www.christinehuber.com