NAHAUFNAHME/etcetera 26/Oktober 06

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VORWORT


Liebe Leserinnen und Leser!


Im letzten Heft richteten wir den literarischen Fokus auf die Landeshauptstadt St. Pölten und ihre An- und Aufnahme im Herzen ihrer Bürger. Dieses Mal nehmen wir das Fokussieren als Thema selbst. Jede Intention zieht ein näheres Herangehen nach sich. Je mehr Nähe, umso intensiver – ob positiv oder negativ, sei dahingestellt – wird das Erleben. Es geht nicht um Wertung und nicht um Geschmack. Es geht um das Betrachten und vielleicht um Unterhaltung, Wissensvermehrung, eventuell sogar um Lustgewinn. (Einschlägiges über Schmutz, Schund, Zuckerbrot und Peitsche sind ja die Themen der übernächsten beiden Hefte.) Auf alle Fälle ist die Bandbreite der dieses Mal eingelangten Texte bemerkenswert. Vom Porno zum Maiglöckchen – oder umgekehrt? wäre der sich nun ergebende Untertitel.

Jedenfalls ist der literarische Output so spannend, dass wir dieses Heft gleich zweimal präsentieren! Einmal am 6. Okt. 06 im Cinema Paradiso St. Pölten und ein zweites Mal am 9. Nov. 06 im Literaturhaus Wien.
Lassen Sie sich nun ein auf Nähe!

Eva Riebler: Herausgeberin


ZUM GELEIT


Treten Sie doch ein.


Machen Sie sich’s bequem.


Und blicken Sie sich ein wenig um. Gehen Sie ruhig ein wenig näher ran.


Ja, ja, Sie haben recht: sehr unterschiedlich – das Alles… und doch…


Alles Aufnahmen… Nahaufnahmen: hier zum Beispiel – das sind doch eindeutig Lachfalten, ein lachendes Gesicht! Und gleich daneben, Sie haben recht, das ist eine Träne, die aus einem Augenwinkel rinnt – ich glaube aber nicht, dass es eine Freudenträne ist… Aber wie Sie meinen. Und das hier scheint Bärlauch zu sein… oder doch Maiglöckchen? Und hier – Sie sagen es – geht ein Riss durch, ob nun an einer Wand, an einer Zimmerdecke oder durch einen ehemals klaren Verstand – wer weiß? Na, und das haben Sie ja wohl auch schon einmal gesehen: Tun Sie jetzt nicht so verschämt! Hallo! Geschlechtsteile! Na, klingelt's? Eben. Wusste ich’s doch, dass Ihnen das bekannt vorkommt. Und da hier dürfte es sich um ein Loch im Boden handeln – da scheint ziemlich viel Platz zu sein: um einen Baum zu pflanzen – oder einen Körper hinein zu legen, ein offenes Grab…


Wissen Sie, so aus der Nähe betrachtet, entwickeln die Dinge eine seltsame Schönheit, Unvertrautes im Vertrauten – die Bedeutung liegt im Auge des Betrachters… Immer.


Kommen Sie also näher, noch näher… Noch ein wenig… gleich haben Sie’s…


Wie bitte? Ah, das da drüben? Das sind Spiegel… Aber das wussten Sie doch schon die längste Zeit…


Oder?


Thomas Fröhlich, Redakteur

INHALT NAHAUFNAHME 26


INTERVIEW
Margarete Lamb im Gespräch mit Zdenka Becker

KÜNSTLERPORTRAITS
Markus Polivka und
Eva Riebler im Gespräch mit Thomas Fröhlich

PROSA
Armin Baumgartner, Carmen Caputo, Manfred Chobot, Sabine Dengscherz, Alfred Dorfer, Alois Eder, Andreas Gruber, Thomas Havlik, Andrea Heinisch-Glück, Doris Kloimstein, Jessica Lind, Wolfgang Mayer-König, Friederike Mayröcker, Thomas Northoff, Bettina Resch, Anne-Marie Scmid-Schmidsfelden, Reinhold Schrappeneder, Christian Schreibmüller, Maria Seisenbacher, Rolf-Gregor Seyfried, Marcus Stöger, Ester Váci, Werner Vogel, Ilse Lilic & Fritz Widhalm, Fritz Widmayer

LYRIK
Robert Anders, Roman Baumgartner, Milena Michiko Flasar, Thomas Fröhlich, Michael Klaus Miller, Maria Wölflingseder

LitArena
Katharina Marie Bergmayr

REZENSIONEN
Zdenka Becker: Die Töchter der Róza Bukovská
Elfriede Haslehner: Auf Schiene
John Irving: Lasst die Bären los!
Jack Ketchum: Evil
Reet Kudu: Vollmond und Straßenlaterne
Wolfgang Kühn: Des Wetta wiad betta
Maria Linschinger: Winterkind
Matthias Mander: Der Brückenfall oder das Drehherz
Helmut Pfandler: Mondscheingasse 7
Elisabeth Schawerda, Regina Hadraba: ECHO
Martina Sens: Hausmannskost
Hrsg. Sylvia Treudl: Mein Kreuz am Sonntag
Rezepte von Autorinnen: Fest Essen

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