Nachruf auf Eva Jančak

Das Literaturgeflüster der Eva Jančak

Ruth Weiss: a fool´s journey – die reise des narren, edtion exil, Wien 2012 und Ruth Weiss: full circle – ein kreis vollendet sich, edition exil, Wien 2002 waren die beiden Bücher, die mir Eva Jančak (9.11.1953 – 28.3.2024) bei unserem letzten Treffen am Markt in St. Pölten gegeben hat. Hätte niemals gedacht, dass wir kein Gespräch mehr darüber führen würden. Wir haben Bücher getauscht, uns Bücher geschenkt, über Bücher geredet, regelmäßig, bei beinahe jedem Wetter, an einem der Stehtische, und während der Pandemie irgendwie konspirativ an der Nordwand des Bistumsgebäudes am Domplatz. Im August letzten Jahres hat mich Eva mit ihrem Mann auf der Île d´Oléron besucht. Schnitt! Anfang Jänner wurde mir klar, dass Eva krank ist, sehr krank. Ich habe sie dann daheim besucht und im Spital. Sie wollte stark sein, wollte es schaffen, aber die Herzschwäche war zu gravierend, der rapide Gewichtsverlust nicht zu stoppen. Wenn ich jetzt schreiben würde: „Eva flüstert nicht mehr“, dann könnte ich sie leibhaftig vor mir sehen, wie sie mit sagen würde, dass sie auf einen kitschigen Nachruf gut und gerne verzichten kann. Ich war mit Eva befreundet, da fällt mir das Schreiben schwer und ich kann mich in meiner Trauer nirgendwohin retten. Eva war für mich ein wandelndes Lexikon der zeitgenössischen deutschsprachigen Literatur. Eva Jančak war aus Überzeugung Selbstverlegerin und Bloggerin, das belegt ihr wikipedia-Eintrag https://de.wikipedia.org/wiki/Eva_Jancak eindrucksvoll, wie Gerhard Ruiss im Nachruf der IG AutorinnenAutoren schreibt. Sie war mehrere Jahrzehnte Delegierte der IG Autorinnen Autoren, sie war Mitbegründerin und Jurorin des Literaturpreises Ohrenschmaus, Mitglied der GAV,und im Brotberuf bis zuletzt Psychotherapeutin. Der Literarischen Gesellschaft St. Pölten war sie stets verbunden, immer Teilnehmende am Osterspaziergang, nur heuer war ihr aus gesundheitlichen Gründen der Besuch nicht mehr möglich. Ihr Blog Literaturgeflüster muss erhalten bleiben. Er ist von zeitgeschichtlicher und literarischer Relevanz.

Doris Kloimstein