13. Philosophicum Lech: 2. Tag - Johann Kreuzer - Part 4. E. Riebler

 

 

 

 

Eva Riebler
EINE SKIZZE DES SCHÖNEN

 

13. Philosophicum Lech 2009
Vom Zauber des Schönen.
Reiz, Begehren und Zerstörung.

Neue Kirche, Lech am Arlberg, Vorarlberg
16. – 20.09.09

 

2. Tag – Part 4
18.9.09, 9.30 Uhr

 

Vortrag von Johann Kreuzer (Oldenburg)
Titel des Vortrages: Göttliche Begeisterung. Zur Reflektion des Schönen in der Antike.

 

 

 

Johann Kreuzer, Prof. für Geschichte und Philosophie an der UNI Oldenburg. Veröffentlichungen zuletzt: „Hölderlin-Handbuch“ 2002, „Die Realität der Zeit“ 2007, „Der Sinn des Hörens. Zur Philosophie der Musik“ 2009.

 

 

Johann Kreuzer referiert über das Schöne im Sinne Platons und Kants: das Schöne begeistert und es ergibt sich „ein IN Gott sein“, ein Enthusiasmus, der süchtig und bedürftig macht. Nach Immanuel Kant ist der Geist das belebende Prinzip des Gemüts und hat nichts mit dem ästhetisch Schönen zu tun. Schön ist vielmehr das, was gut tut und gut macht.

Für Odysseus bedeutet dies, dass er die Landschaftsidylle auf der Insel bei Kalypse zwar als schön sieht, dies jedoch zweitrangig sei. Die Unsterblichkeit, die ihm Kalypso anbietet schlägt er aus, denn die endlose Zeit ist nicht sinnerfüllt. Er will zur Gattin Penelope zurück, da sie schwächlich, sterblich – eben von Zeit bestimmt- sei. Die sinnerfüllte Zeit ist eine endende.

Nach Heraklit und Nietzsche ist die Kunst die einzige Tätigkeit, die uns über die endende Welt hinaus hebt. Die Menschen vergehen, das Leben ist ein Spiel, - und nur die Welt bleibt. Es ist ein Werden und Vergehen, nur das Kind und der Künstler spielen wie mit Sandhaufen am Meer, das immer wieder zerstört, was gebaut wurde. Kunstwerke werden im Widerstreit und in Harmonie geschaffen und sind vor Gott – sowie alles andere auch– schön, gerecht und gut. Nur für den Menschen ist die Schönheit wie ein Streichholz: Es entzündet sich rasch und wenn er hingreift, verbrennt er sich. Innehalten heißt verbrennen. Die Begeisterung durch das Schöne lässt uns Göttliches erfahren und uns als vergängliche Kreatur begreifen sowie bejahen.

Wer das Naturschöne vergisst, kann die Schönheit der Kunst nicht verstehen. Der Einfluss ist gegenseitig bedingt.

Mit Hölderlin schließt Johann Kreuzer sinngemäß: Das menschliche Leben in der Natur, die Eingeschränktheit und Zufriedenheit, die Kreativität in der Mitte des Lebens ist vielleicht das Schöne.

Der Vortrag ist schlüssig belegt und zitiert, lässt zwar trotzdem Fragen bezüglich des äußeren Schönheitsbegriffes in der Antike offen. Ein Begriff des Schönen wird skizziert, der von vornherein den Begriff des Naturschönen enthält. Dem Hörer, erschließt sich eventuell der Vergleich, dass das Göttliche erfahren heute die kurze innere Berührung des Zwerchfells oder der Eingeweide sei, sozusagen das Ergriffensein und Berührtsein schlechthin.

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