12. Philosophicum Lech: 1. Tag
12. Philosophicum Lech 2008
17. – 21.09.08
www.philosophicum.com
GELD. WAS DIE WELT ZUSAMMENHÄLT?
Mittwoch den 17. September startete das heurige Philosophikum durch mit einem philosophisch-literarischen Vorprogramm zum Thema: Die Silberlinge des Judas. Macht und Mythos des Geldes mit Michael Köhlmeier (Mit-Initiator des Philosophikums vor 12 Jahren, da er „g’scheite Leut’“ um sich haben wollte) und Konrad Paul Liessmann (Wissenschaftlicher Leiter/Moderator). Zum anschließenden Gespräch war Bundesminister Dr. J. Hahn eingeladen.
12. Philosophicum Lech 2008, 1. Tag
Donnerstag, 18.09.08 Nachmittag
Impulsreferat - Peter Koob
Den eigentlichen Auftakt bildete wie stets das Siemens-Magna-Impulsforum, diesmal unter der Leitung Peter Koob (EVP Corp. Developm. Magna International).
Sein Impulsreferat beinhaltete nüchterne Definitionen des Geldes als Zahlungsmittel, Wertaufbewahrer, Wertmesser oder Wertmaßstab, Recheneinheit und Beitrag zur Objektivierung von Vergleichen. Sein Ausgang bildete die Möglichkeit Geld zu verehren oder zu verachten. Sein Schluss erwähnte die soziale Komponente, die wahrgenommene Verantwortung eines Frank Stronach, der die jährlichen Gewinne, von 83.000 Mitarbeitern in 23 Ländern erwirtschaftet, nach einem festgelegten Schlüssel an Mitarbeiter, Manager, Aktionäre und die Gesellschaft zurückgibt. Im Sinne Henry Fords gilt: Ein Geschäft, das nichts als Geld verdient, ist ein schlechtes Geschäft.
Eva Riebler
Podiumsdiskussion
Dies bildete die Überleitung zur anschließend hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion mit
Dr. Hans Haumer, Prof. Jürgen Hubbert (Vorstandsmitglied der Daimler Chrysler AG bis 2005), Caritas-Präsident Franz Küberl und Heide Simonis (Ministerpräsidentin a.D., ehrenamtl. Bundesvorsitzende von UNICEF Deutschland).
Heide Simonis meinte: Wer sich auf Geld verlegt, wird reingelegt. In Skandinavien weiß man, wofür die bis zu 66% Steuern ausgegeben werden und klagt nicht über die hohen Steuern. In Afrika arbeiten die Chinesen wie in der Fabel „Der Hase und der Igel“. Sie rufen stets: „Wir sind schon da.“
Dr. Hans Haumer sah Geld als Energie, die jedermann gut oder schlecht verwenden kann, jedoch haben die Zentralbanken zuviel Geld erzeugt.
Prof. J. Hubbert sprach über Machtgier, Kontrolle und dem Risiko, wenn man das Geschäft mit Geld nicht versteht.
Franz Küberl meinte, wie ich mit meiner Gier umgehe ist eine Gesinnungsfrage. Mit Gier zu spekulieren ist Sünde. Gier kann Hirn fressen! Die Armen wissen, wo die Reichen wohnen und umgekehrt. 1% des BNP wäre notwendig um das Milleniumsziel bei der Armutsbekämpfung zu erreichen. Außerdem gilt: Man steht nur auf zwei Beinen gut!
Weiters wurde aufgeworfen:
Haben wir die Macht über das Geld oder das Geld über uns?
Geld ist Energie, diese können wir speichern.
Geld erzeugt Geldlosigkeit, bewertet Risiken.
Geiz bedeutet Arbeitslosigkeit!
Sokrates meinte auf einem Markt: „Welch unglaublichen Dinge, die es gibt; die ich nicht brauche!“
Eva Riebler
Eröffnungsrede - Bundesministerin Claudia Schmied
Anschl. hielt Bundesministerin Dr. Claudia Schmied nach der Dankesrede des Bürgermeisters Ludwig Muxel ihre Eröffnungsrede zum für sie verfänglichen Thema Geld:
Lauter Fallen, wohin sie auch blicke: Werde sie das Kulturbudget aufstocken? Als Politikerin müsse sie den Lauf des Geldes verfolgen. Nach Subventionen oder nach der Kontrolle durch den Staat ruft beinahe jeder. Der ungebremste Markt sei nicht unbedingt segensreich! Sie sei für eine Dialektik zwischen Freiheit des Wirtschaftens und Gewährleisten von fairen Bedingungen und Lebenschancen für alle Menschen, für eine Dialektik zwischen Liberalität und sozialer Gerechtigkeit.
Eva Riebler
Einführung - Konrad Paul Liessmann: Eine kleine Philosophie des Geldes
Thesen von Konrad Paul Liessmann:
Wer über Geld spricht hat es nicht!
Zuviel Geld kann man bekanntlich überhaupt nie haben!
Geld ist erstarrte Zeit!
Mit Geld regeln wir unsere Bedürfnisse, den Verkehr mit anderen, Geld ist ein Wechsel auf die Zukunft.
Anschließend folgten etymologische Bedeutungen und Ableitungen des Begriffes vom ahd. „gelt“ im Sinne von „gelten“. Nach Aristoteles ist Geld in Zusammenhang mit dem Tauschakt entstanden. Je arbeitsteiliger eine Gesellschaft, desto tauschfreudiger müssten ihre Mitglieder sein! Abbé F. Galiani warnte 1751 bereits Geld nicht mit wirklichem Reichtum zu verwechseln. Die nützlichsten Dinge seien: Erde, Wasser, Feuer, Luft und dann folge erst der Mensch.
Das Geld sei charakterlos und qualitätslos, meint K. P. Liessmann.
Eva Riebler
Vortrag - Hans Christoph Binswanger:
Geld und Magie. Die moderne Wirtschaft im Spiegel von Goethes Faust
Wie im Vorjahr beim Philosophicum zum Thema Religion, hat Goethe auch diesmal sehr oft das Wort. H. C. Binswanger sieht den „Faust“ mit C. G. Jung als „alchemistisches Drama“, vor allem im zweiten Teil, in Faust II, geht es um die Herstellung des begehrten Edelmetalls Gold. Faust macht sich verdient für die Gemeinschaft, erfindet das Papiergeld (analog zur Bank of England) und ist erfolgreich bei der Landgewinnung durch Eindeichen (Einsatz der Technik, Dampfmaschine) und gelangt somit zu Zufriedenheit; indem er seine Taten, die auch in Äonen nicht untergehen, genießt. Die Wirtschaft, die geleisteten Taten machen unsterblich und man kann zum Augenblicke sagen: Verweile doch, du bist so schön! Jedoch meint Binswanger, der wirtschaftliche Fortschritt zerstöre die Schönheit, Sicherheit (z.B. am Beispiel der Zerstörung der Hütte Philemon und Baucis oder der Gefahren der Technik) und die Fähigkeit zu genießen; denn der wachsende Reichtum bringe Ängste und Sorgen. Und wir müssen heute Soge für die Menschheit und das Menschsein übernehmen und tragen.
Eva Riebler