Neue Musik / GEORGE CRUMB: Makrokosmos I-II

Peter Kaiser

GEORGE CRUMB
Makrokosmos I-II, Music For A Summer Evening (Makrokosmos III)

Yoshiko Shimizu (Piano), Rupert Struber (Perkussion)
KAIROS 2018 (0015029KAI) 2 CD

Wem der Schock der Black Angels (vielleicht in der legendären Einspielung mit dem Kronos Quartet) noch wohlig in den Eingeweiden sitzt, hat mit dem vorliegenden Makrokosmos nun die Möglichkeit einen der wichtigsten nordamerikanischen Komponisten wesentlich näher kennenzulernen.

Formal dem Tierkreis (Zodiac) in der Gliederung nachempfunden, sind die Teile I-II des Makrokosmos (1972-73) doch vor allem eine Auseinandersetzung und Hommage an den herrlichen Mikrokosmos von Béla Bártok. Mit Bártok teilt Crumb (*1929) unter anderem die unbändige Spiel- und Experimentierfreude. Andererseits ist der Zyklus auch eine Beschäftigung mit der europäischen Romantik in ihrer ganzen Bandbreite, wobei immer wieder Gustav Mahler (geistig) fokussiert wird.

Ein weiterer Schwerpunkt - und eine wesentliche Stärke Crumbs - liegt in seinen Bezügen zur fernöstlichen Musik, wobei er weit über den impressionistischen Japonismus eines Debussy (eines weiteren Widmungsträgers) hinausgeht. Vielmehr hat man den Eindruck, die Innenseite östlicher musikalischer Zugänge zu erahnen.

Diese Vorliebe Crumbs dürfte nun auch der Grund sein, warum die japanische Pianistin Yoshiko Shimizu den Makrokosmos sozusagen als Initialzündung für ihre künstlerische Tätigkeit betrachtete.

Ihre Wiedergabe des gesamten Zyklus ist von einer stupenden Intensität und einem unglaublichen Farbenreichtum! Erst im 3. Teil des Makrokosmos, welcher sich mit Music For A Summer Evening übertitelt, tritt zum präparierten Klavier das Schlagwerk des Österreichers Rupert Struber hinzu und bereichert den ohnehin überreichen Kosmos nochmals ungemein. Ein wahrhaft universeller Hörgenuss!

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