Cornelia Hell
Zeichensprache, Bildsprache, Ästhetik von Bildern
Ebenso wie Lautsprachen dienen Zeichensprachen der Verständigung. Sie können eine Lautsprache begleiten (in Form von Gestik oder Körpersprache) oder aber diese ersetzen (als Beispiel seien hier ua die Tauchersprache und die nonverbale Kommunikation angeführt). Fälschlicherweise wird auch die Gebärdensprache als Zeichensprache bezeichnet, obwohl sie den Lautsprachen sämtlichen Aspekten gleichgestellt ist.
Aber auch die Körpersprache fällt in den Bereich der Zeichensprache. So wird oft durch die Körpersprache mehr übermittelt, als man mit Worten sagt beziehungsweise das Gegenteil dessen, was man verbal ausdrücken will. Aus diesem Grund enthält jeder Bewerbungsratgeber zumindest ein Kapitel über Körpersprache, ebenso ist sie Thema vieler Frauen- und Männerzeitschriften.
Auch wenn sich jeder Mensch einer individuellen Gestikulation bedient, so schöpft er doch aus einer großen Bandbreite an allgemeingültigen Gesten. Auch werden manche Gesten natürlich bewusst ausgeführt, um eine bestimmte Botschaft zu vermitteln. Diese Gesten werden als emblematische Gesten bezeichnet (Emblem = Symbol). Gesten haben aber nicht nur einen rein kommunikativen Zweck, oft begleiten sie auch einfach Denkprozess und sollen diesen unterstützen (man denke an Menschen, die während eines Telefongespräches gestikulieren, obwohl ihr Gegenüber sie nicht sehen kann).
Zeichen und Gesten sind aber auch immer Kontextabhängig und können leicht missverstanden werden. Zeichen – ob bewusst oder unbewusst gesetzt – können mehr über die eigene Weltanschauung und Geisteshaltung verraten, als man vielleicht möchte. Ein Kopftuch zum Beispiel kann als Zeichen der Unterdrückung gewertet werden, ebenso als Demonstration der Unterstützung eines radikalen Islam (auch wenn die Trägerin des Kopftuches nicht zwangsweise eine radikale Weltanschauung hat) oder als persönliche, religiöse Entscheidung. Aber auch die Kombination aus ausgestrecktem kleinem Finger und ausgestrecktem Zeigefinger steht nicht merh nur für die Zugehörigkeit zur Heavy-Metal-Szene, sondern kann als Zugehörigkeit zur Finanzwelt gewertet werden, die sich neuerdings unter anderem dieses Zeichens bedinet. Man sieht also, dass leicht ein Bild vermittelt werden kann, das man selbst vielleicht nicht möchte oder nicht von sich selbst hat, weshalb es gilt, vorsichtig mit Zeichen und Symbolen umzugehen und sich gut mit der eigenen Mimik und Körpersprache auseinanderzusetzen.
Auch lässt sich ein Unterschied in der Verwendung von Gesten bzw. Körpersprache bei den Geschlechtern feststellen. Männer gestikulieren ausladend, um ihre Präsenz zu betonen und größer zur wirken, berühren aber den Gesprächspartner eher selten. Frauen hingegen gestikulieren weniger ausladend und tendieren eher dazu, sich und ihr Gegenüber zu berühren.
Bildsprache kann mit dem Lesen eines Textes verglichen werden. Im europäischen Kulturkreis werden Texte von links nach rechts und von oben nach unten gelesen. Ebenso verhält es sich mit dem Betrachten eines Bildes. Ein Bild wird von seinem Betrachter ebenfalls von links nach rechts erfasst. Im Gegensatz zur Leserichtung eines Textes ist die Richtungstendenz beim Betrachten eines Bildes jedoch Kulturunabhängig. Zwar wird ein Bild auch von links oben nach rechts unten betrachtet. Allerdings konzentriert sich der Betrachter zunächst auf jene Bildelemente, die für ihn interessant sind, ehe er sich dem Gesamtbild zuwendet. Dies sollte bei der Bildgestaltung beachtet werden. Das heißt, das wesentliche Bildelemente im rechten Bildfeld angebracht werden sollten, will man die schlussendliche Aufmerksamkeit des Betrachters darauf lenken. Bilder haben auch Zeichencharakter und können wortlos eine ganze Geschichte erzählen. Optimal eingesetzt vermittelt die Bildsprache dem Betrachter also ein unmittelbares Verständnis für die zu transportierende Botschaft (Werbung ist hierfür ein gutes Beispiel).
Die Bildsprache ist aber auch ein Zentrales jeder Markenidentiät (man erkennt z.B. im Supermarkt die Marke Coca Cola eher als vergleichbare Produkte). Bilder sind sehr emotionale Elemente, sie versehen ein Produkt mit einer Persönlichkeit, wenn man so sagen möchte. Jede Wahrnehmung einer Marke oder Institution erhält Bedeutung und Wert aus den Emotions- und Bildsystemen, die sie bei den Rezipienten auslöst. Das heißt, die Prägung einer unverkennbaren Bildsprache kann zu einer emotionalen Bindung an ein Produkt oder eine Institution beitragen.
Damit soll zum Wiedererkennungswert von Marken, der auch von Bildern und Bildsprache getragen wird, übergeleitet werden. Große Marken leben von einem starken Gesamtauftritt: Ihre Identität wird getragen von einem Logo (Wort-, Bild- oder Wort-Bild-Marke), über eine einheitliche Gestaltung der Geschäftsunterlagen (Geschäftspapiere, Werbemittel, Verpackungsmaterial und ähnliches) bis hin zu einem einheitlichen Auftritt außerhalb der Geschäftsräume (Internetauftritt, Produktgestaltung etc). Dadurch entsteht ein einheitliches Gesamtbild, welches der Marke ihre Persönlichkeit gibt. Der Wiedererkennungswert wird vor allem durch das Corporate Design. Ein tragfähiges Corporate Design sorgt dafür, dass einerseits die wesentlichen Gestaltungselemente definiert werden, die zum Erhalt des Wiedererkennungseffektes nötig sind, während gleichzeitig der größtmögliche gestalterische Freiraum gewahrt werden soll. mehr...