Hahnrei Wolf Käfer
Ein paar Senryus, wenn’s beliebt
blindheit schreit oder
man übersieht sie (höflich?)
trotz der drei punkte...
ganz ruhig liegt ein
dreitagekätzchen in der
hand eines blinden
als dem kätzchen die
augen aufgingen sah es
die prallen zitzen
blinde scheiben in
der verwahrlosten gasse
tak-tak eines stocks
die scheibenwischer
verschmieren den blütenstaub
trübe aussichten
das augenarztschild
mit unscharfen buchstaben -
zur kundenwerbung?
ein betrachter tritt
den gemälden zu nahe
- ist der vielleicht blind?
auf dias sieht man
was man ohne kamera
gesehen hätte
‘lieber blind sein als
da zusehen müssen’ sagt
der menschenseher
von magensäure
verätzt und zersetzt - was soll
liebe sonst machen?
ins aug gestochen
dann die augen ausgeweint
doppelte blindheit
der berg blickt ins land
und das land blickt auf den berg
blickdichter autor
seher haben den
theresias-, ödipus oder
freudkomplex
Hahnrei Wolf Käfer
Geb. 1948. Literarischer Beginn über die Präpositionsschwäche von Peter Rosei und dergleichen, später sprachfreundliche und autorenskeptische Essays über Haslinger, Gail, Menasse, Streeruwitz etc. im Morgen. kultur nach gärtnerinnenart (Lyrikzyklus), täuschungen (Lyrikzyklus über das programmatische Pseudonym “Hahnrei”), ICH GING (Roman).
Erschienen im etcetera Nr. 54 / blind / Dezember 2013
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