48 /Traum/ Lyrik: im sog der bilder. Klaus Roth

Klaus Roth
im sog der bilder

zwischen nachtigall und lerche
dunkle energien
und metaphysische spuren
einer anderen welt

wenn die schatten schweben
wenn die dielen leise knarren
und die tiere sprechen
offenbaren sich
immer neue verbindungen
zwischen dir und mir

 

Klaus Roth

eine regentonne
voll von
träumen

im wasser
spiegelt sich
der himmel

und dein
anderes gesicht

 

Klaus Roth

heute nacht
im atlas
der träume
ein neues land
betreten
gemeinsam
mit dir

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48 /Traum/ Lyrik: Verlobe dich am Tage niemals vor dem Abend. Marlies Zwarnig

Marlies Zwarnig
Verlobe dich am Tage niemals vor dem Abend

Ich habe frei
Darf Arbeit unverrichten
Blumen zergießen
Fenster verputzen
Ein mächtiger Krach
Ein junger Mann sein Auto zerparkt
Das Blut aus seiner Nase verrollt
Zur Hilfe, der ersten, ich ereile
Alles halb so schlimm
Aus Dank er mich verfragt:
Willst du etwas ertrinken?
Den Durst wir erlöschen
Zwischen uns es gleich verfunkt
Schließlich er:
Darf ich zu meiner Gattin dich benehmen?
Darauf ich ihm die Leviten schön verles‘

Marlies Zwarnig
Geb. 1980 in Mödling. Schreibt mit großer Hingabe Kurzgeschichten und Romane. Sie hat 2011 begonnen, ihre Werke auch zu veröffentlichen: Publikation in Driesch #7, Shortlist beim 16. Münchner Kurzgeschichtenwettbewerb.

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48 /Traum/ Lyrik: Kopfkino. Matin Piekar

Martin Piekar
Kopfkino

Schwarze Blitze falten meinen Himmel
eine riesige Klangschale trinkt aus der Stille
burlesker Gewitter der Wildwuchs
            großer Schatten ist so schnell wie ihr Verderb

der Satellit eines Donners gräbt sich
eine Höhle in mein Ohr und penetriert
die Gedanken und ihre Konstrukte
            verkochen in Teufelsküche in der

Auroraglut scheinen Eisen zu warten
geschmiedet zu werden ich schaffe
ein Messer statt eines Schlüssels und sprenge
            das Vorhängeschloss meines Geistes

wer will schon Ordnung im Kopfkino ein
Schattenwurf bedrohlich beständig kommt
auf mich zu und zwei schwarze Blitze
            feiern Hochzeit zwischen meinen Augen

 

nachtjahre im kaleidoskop

das leuchtfeuer
fühlt sich an als würden jahre beginnenknöcherlichte
wunden blättern sich
den sternen ab als wolken

nisten sie mit der akribie
des goldenen schnitts am himmel und
am horizont ein brutkasten mit
scheinröstereien die

die zeitnüsse diametraler epochen
ummanteln mit ihrem kummerschimmer
sie fruchten frostkokons
und wetzen sich in glanz und glimmer

ich will gen heimatlicht und die orgastischen
klauen des monds be- und greifen
meinem zu-fluchts-punkt ins flimmerskotom

heimlich war für mich schon immer
das leuchtfeuer meiner nachtjahre im kaleidoskop

-

bleiche nächte blinzeln sich heran

Martin Piekar
Geb. 1990, Student der Goethe-Univ. Frankfurt am Main, Geschichte und Philosophie. Veröffentlichungen in Anthologien. Gewinner „Gedicht des Jahres“ 2010, Deutschland Radio, Wettbewerb „Lyrix“, Teilnehmer (noch inoffiziell) Literaturlabor Wolfenbüttel 2012.

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