Katharina Tiwald: Macbeth Melania

Klaus Ebner

Katharina Tiwald: Macbeth Melania
Roman, 144 Seiten
Milena Verlag, Wien 2020
ISBN 978-3-903184480

 

Populistenmoritat

Michael Knutkovsky ist Deutscher. So ein richtiger, würde man sagen. Er ist PR-Fachmann, und als solcher wird er von den österreichischen Sozialdemokraten engagiert, um die Wahl gegen das erstmals antretende »Bubi« zu einem Sieg zu bringen. Wie wir aus unserer jungen Geschichte wissen, ein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen.

Viele der wohl bekannten Namen aus der Politik werden gar nicht genannt – das ist auch gar nicht notwendig. Für einen kurzen Lacher sorgt auch, wenn die 1979 in Wiener Neustadt geborene Autorin Katharina Tiwald dann ihre Protagonistin »die Tiwald« einführt, die auch sonst eine Menge mit ihrer Schöpferin gemein hat.

Der deutsche PR-Mann erhält die Aufgabe, ein Bezirkstheater aus dem Boden zu stampfen, und »die Tiwald« soll ein Stück dazu schreiben. Die Wahl fällt auf eine moderne Version von Macbeth, als deren Hauptfiguren der amerikanische Präsident und seine aus Slowenien stammende Frau Melania fungieren.

Auch ein paar Liebesgeschichten beschäftigen die Protagonisten; dass jedoch der deutsche PR-Mann ausgerechnet »Bubis« Exfreundin auf den Leim geht und dieses Techtelmechtel offensichtlich nur einen politisch-berechnenden Hintergrund hat, vibriert vor Klamauk und Schadenfreude.

Der Roman präsentiert sich als schrille Komödie, die ihren mitunter beißenden Spott über die politische Landschaft Österreichs und bis zu einem gewissen Grad auch über die Weltpolitik ergießt, die heute von Herrschenden des gleichen populistischen Typs dirigiert wird. Und das Theaterstück wird am Ende aufgeführt: Eine vor dem Bürgerkrieg in ihrem Land geflohene Syrerin verkörpert Melania Trump, und weitere Rollen werden von hiesigen Expolitikern und Entertainern besetzt.

Das Buch »Macbeth Melania« kam im Wiener Milena Verlag heraus. Hart gebunden, sehr schön und sorgfältig gestaltet: So bereitet es eine doppelte Freude, den Roman zur Hand zu nehmen und zu lesen.

 

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