John Rambo. Rez.: I. Reichel
Ingrid Reichel
IN BURMA, UM BIRMA UND UM MYANMAR HERUM
JOHN RAMBO
USA 2008, Action
Laufzeit: 92 Minuten
Regie: Sylvester Stallone
Drehbuch: Sylvester Stallone, Art Monterastelli
Produktion: Boaz Davidson, George Furla, Randall Emmett, Avi Lerner, Kevin King, John Thompson, David Varod
Kamera: Glen MacPherson
Musik: Brian Tyler
Darsteller: Sylvester Stallone, Julie Benz, Paul Schulze, Matthew Marsden, Graham McTavish, Ken Howard, Tim Kang, Jake La Botz
Der Vielvölkerstaat mit dem amtlichen Namen Pyidaungsu Thamada Myanmar Naing-Ngan-Daw, zu Deutsch kurz Burma genannt, verletzt seit Ende des 2. Weltkriegs die Menschenrechte. Ziel der jeweilig herrschenden Militärdiktatur ist das indigene Volk Karen auszubeuten, man spricht von ethnischer Säuberung. Seit 2006 hat sich die Situation verschärft, da die Karen die Errichtung eines unabhängigen Staates Kawthoolei anstreben. Soweit der nicht wirklich auszumachende geschichtliche Hintergrund des Filmes.
John Rambo lebt nun zurückgezogen und ärmlichst in Thailand an der Grenze zu Burma. Er besitzt eine kleine motorbetriebene Dschunke, schmiedet selbst den Propeller für den Motorantrieb und ernährt sich durch Fang von Giftschlangen, die er zur touristischen Attraktion an den Betreiber einer Schlangenshow verkauft. Sein Leben ist friedlich aber öde, bis eine kleine Gruppe von Amerikanern mit der Bitte an ihn herantritt, sie mit seinem Boot zu einer Missionsstation nach Burma zu bringen. Sie wollen Medikamente hinbringen und Erste Hilfe leisten.
Erst Sarah (Julie Benz), die blonde Frau des Arztes Michael Burnett (Paul Schulze) kann Rambo zwar zu Flussfahrt überreden, doch nicht von ihrer Mission überzeugen.
“Du hast ein gutes Leben, fahr nach Hause.“ Und „Habt ihr Waffen mit?“ – „Nein.“ – „Dann könnt ihr auch nichts ändern.“ sind die einzigen wahrhaftigen Rambo-Phrasen, die von diesem Film in Erinnerung bleiben.
Alles andere ist Action.
Die Geschichte ist simpel: Rambo bringt die Gruppe mit nur einem kleinen mörderischen Zwischenfall unversehrt nach Burma. Während er heimkehrt wird die Gruppe von einem einheimischen Führer zur Station gebracht, deren Bewohner am folgenden Tag von der Armee gelyncht und gemeuchelt werden. Die Amerikaner werden festgenommen und in einem Militärlager festgehalten. Zwei Wochen später steht Pastor Marsh vor Rambo und bittet ihn erneut den Weg nach Burma zu fahren, um die engagierten Söldner an jene Stelle zu bringen, wo man die Gruppe das letzte Mal gesehen hat. Die kleine Kirchengemeinde hatte gesammelt, um die Vermissten nach Hause zu bringen. Rührend, alles Weitere ist Blutrausch. RAMBO! Rambo schmiedet ein neues Messer. Er kann wieder töten. Die Söldner geben bestenfalls gute Statisten ab. Rambos Motiv: "Willst du für nichts leben oder für etwas sterben?"
Nach der Befreiung aus dem Lager dezimiert Rambo auf der Flucht durch den Dschungel das burmesische Regiment gänzlich und kann sogar noch ein paar Überlebende der Gruppe und der Söldner aufweisen.
Soweit: der klassische Rambo.
Silvester Stallone schrieb für diesen Film selbst das Drehbuch, führte Regie und spielte die Hauptrolle. Man will es nicht glauben, aber „John Rambo“ übertrifft die anderen Rambo-Filme an Gewalt und Bestialität. Und das mag wohl an den äußerst realistischen Szenen liegen, in denen eine unbewaffnete Bevölkerung blutrünstigen, absurden Militaristen ausgesetzt ist. Diese Bilder sind so einprägsam und erschütternd, wie die aus den Filmen „Der Soldat James Ryan“ und „Hotel Ruanda“. Man vergisst für einen Augenblick in einem reinen Actionfilm zu sitzen.
„John Rambo“ wird zu einer politischen Aktion.
Der Hollywoodstar scheint in diese allumfassende Arbeit besonderes Herzblut investiert zu haben. Er begnügt sich nicht nur die Schrecken des Krieges durch die Auslöschung der Missionsstation zu zeigen, sondern hinterlässt eine Nachricht in Form einer Kritik und einer Lebensweisheit. Die Kritik der Blauäugigkeit wendet sich gegen alle naiven Menschen, die glauben alleine durch gute Taten das Leben, die Um- und Missstände ändern zu können und die im Endeffekt alles durch ihren Einsatz nur verschlimmern. Die Lebensweisheit beruht darin, nach Hause, zu seinen Wurzeln zurück zu kehren, um nachzusehen ob sich dort etwas verändert hat. Für einen Nachkriegs-Vietnam-Actionfilm ein doch beachtlich tiefsinniger Gedankengang. Stallone verzichtet auf nackte Oberkörper- und Muskelspielszenen und überzeugt trotz seiner 61 Jahre in der Rolle des unsterblichen Helden, des Rächers der Gepeinigten und Unterdrückten. Am Ende kehrt er als John Rambo nach Amerika in seine elterliche Farm zurück. Vielleicht im Sinne: Kehre vor der eigenen Tür. Ob sich da was geändert hat, nach diesen vielen Vietnams…?
Für Rambo-Fans ist der Film mit 80 Minuten Spielzeit etwas kurz geraten. Freaks dieses Genres, denen in diesem Film das Lachen vergehen sollte, sei empfohlen den 10 minütigen Abspann zu lesen, Namen wie Schluckebier und Fruchtenicht… entschädigen für so manches.