15. Philosophicum Lech - 4. Tag - Beate Rössler. Rez.: Eva Riebler

Eva Riebler
DIE FRAGE NACH DER AUTONOMIE

 

15. Philosophicum Lech
AUTONOMIE, GLÜCK UND DER SINN DES LEBENS
Beate Rössler

Sonntag, 25.09.11, 10.30 Uhr
Neue Kirche Lech am Arlberg

Prof. Dr. Beate Rössler (geboren 1958) ist Professor für Finanzpsychologie, Finanzethik und Persönlichkeitsforschung an der Universität Amsterdam.

Ihre ersten Worte machten die Maxime klar: Man kann ein sinnvolles Leben führen, ohne glücklich zu sein; aber nicht, ohne selbstbestimmt zu sein – also ohne Autonomie geht nichts!
Manche Philosophen, wie z.B. David Wiggins ersetzen aufgrund ihrer Ähnlichkeit die Sinnfrage durch die Glücksfrage, was jedoch durch die eventuelle Untrennbarkeit dieser Aspekte nicht sinnvoll erscheint.

Ist der Sinn des Lebens überhaupt objektiv zu erfassen, ist er nicht eher nur von innen heraus feststellbar, limitiert durch die Moral? Ist das Schicksal gnädig und gibt uns auch die Möglichkeit ein respektvolles Verhältnis zu anderen führen zu können, so können wir ein glückliches, sinnvolles Leben anstreben. Oft jedoch streben wir dies nicht direkt an, sondern Glück und Sinn reisen huckepack auf unseren Projekten, auf unserer Arbeit, unseren Zielen unserer Lebensführung usw.

Wann entsteht jedoch die Sinnfrage? Ist es nicht so, dass erst wenn wir durch ein Ereignis aus der Bahn geworfen werden oder in Zeitkrisen, wie im 19. Jhdt, im Bewusstsein von Endlichkeit, Sterblichkeit, beim Scheitern von Projekten oder bei Arbeitslosigkeit nach Sinn suchen?
Das Glück liegt weniger in unseren Händen, ist mehr von äußeren Umständen abhängig als der Sinn. Dies ist jedoch unsere individuelle Chance, uns wieder selbstbestimmt zu orientieren.
Wir haben nicht das Recht auf Glück, sondern das Recht auf Autonomie. Diese ist keine hinreichende Bedingung für Glück und Sinn, jedoch eine mögliche.

In der anschließenden Diskussion wies Beate Rössler darauf hin, dass wir ökonomischen Zwängen seit 50 Jahren weitestgehend entkommen sind, wir trotz der Beeinflussung durch Medien Willensfreiheit besitzen. Auf die Frage nach der autonomen Selbstbestimmung bei Personen mit Down-Syndrom, antwortete sie, dass graduelle Differenzen auch in verschiedenen Entwicklungsstadien von Kindern und Jugendlichen vorhanden sind. (Ein 13-Jähriger fühlt sich autonom, ist es aber nicht wirklich.)

Fazit: Der Autonomiebegriff ist ein normativer.

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