Landestheater NÖ, 1.Okt. 22, 19.30 LESUNG: Sunnyi Melles Joseph Roth

Eva Riebler

 

LESUNG: Sunnyi Melles

Liest „Gut geht es mir nur in der Fremde“.

Auf den Spuren eines ewigen Wanderers: JOSEPH ROTH

Musik & Sounddesign: Constantin Witttgenstein

 

 

 

Anhand von filmischen (Radetzkymarsch) und literarischen Zeitdokumenten lässt Sunnyi Melles die tragische Figur Joseph Roths erstehen.

Er ist 1894 in eine unruhige Zeit geboren, stammt aus dem jüdischen Schtetl Brody (damals Galizien, nun Ukraine) und kam 1913 nach Wien um zu studieren. Wie heute, geschah es damals, dass der Krieg alles veränderte, vor allem für einen Wehrpflichtigen jungen Mann.

Nirgends wurde er sesshaft und meinte: „Die zurück gelegten Straßen sind meine zurückgelegten Jahre.“

Seine Heimat Galizien existierte für ihn nicht mehr, obwohl er sie wie das jüdische Lebensbild in seinen Schriften beschwor. „Wo es mir schlecht geht, dort ist mein Vaterland.“

Melles zitiert ihn: „Die Welt ist stumpf und grau geworden.“

Roth sieht die politische Verantwortung des Dichters: „Seitdem es Dichter gibt, haben sie die Aufgabe zu gestalten, haben sie Stellung zu nehmen zu der Niedertracht … Talent und Genie befreien nicht von der Pflicht zu kämpfen z.B. gegen Hitler.“ „die Sprache des Antichrists ist die Sprache der Menschen geworden.“

Anhand dieser sorgsam ausgewählten Zitate kommt die Weltanschauung Roths knapp und klar in die heutige Zeit. Er erklärt uns die Entstehung eines Krieges: „Der Hass, die Ungerechtigkeit kommen aus der Furcht. Die Furcht ist die Tochter des Antichristen. Die Furcht vor dem Menschen ist die Ursache eines Krieges. Jeder Einzelne, jedes Volk fürchtet sich. Niemals wird es Frieden geben, solange der Mensch den Menschen fürchtet. Der Mensch ist ein reißendes Tier. Die Menschen zu fürchten, heißt die Menschen zu hassen. Gott zu fürchten heißt Frieden.

Constantin Wittgenstein und Sunnyi Melles ist dieses wunderbare Portrait eines klugen, tragisch endenden Literaten aus einer tragischen Zeit zu verdanken!

Großer Applaus und großer Dank!

 

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