Festspielhaus St. Pölten, Tonkünstler Neujahrskonzert. Rez.: Eva Riebler

Eva Riebler
Schade!

Festspielhaus St. Pölten, Tonkünstler Neujahrskonzert
1.1.2014, 18 Uhr
Dirigent Alfred Eschwé
Sopran Birgid Steinberger

Das heurige Neujahrskonzert bot Werke von Albert Lortzing, 3 von Johann Strauss, je eines von Léo Delibes, Ermanno Wolf-Ferari, B. Smetana, Fr. v. Flotow, Franz v. Suppé, Franz Lehár, Josef Strauss, Oscar Straus und eine Uraufführung des NTO-Violinisten Leopold Schmetterer (Handy-Polka).

Vorweggenommen der Dirigent und sein Orchester waren perfekt! Einfach grandios!

Daher ist es umso mehr schade, dass mit den vier Arien, gesungen von Kammersängerin Birgid Steinberger, das Konzert fast zu einem Provinz-Event wurde. Die kitschige Darbietung in Gestik und Stimme eignet sich zwar für Lehár-Arien und gefühlsstarke, man könnte auch sagen, -duselige Textinhalte, ist aber zum hohen Niveau von Dirigent und NTO nicht kompatibel.

Die verbindenden Texte zu sprechen, könnte man auch wie in früheren Jahren dem Dirigenten Alfred Eschwé überlassen. Er ist vom Fach und wusste stets Interessantes oder Anekdoten einzuflechten. Er dirigierte meisterlich, alles ohne Notenblatt und zeigte stets Lockerheit, gute Laune und besonders in der dritten Zugabe, dem Radetzky-Marsch, seinen Humor.

Schade um die instrumental tolle Darbietung! Die vier Arien störten in ihrer extremen Klischeehaftigkeit.

Vorschlag: Mehr Spannung und Individualität für das gesamte St. Pöltner Neujahrskonzert sowie zwischen Orchester und Singstimme würde z. B. ein einziger Vokalist der Gruppe Bauchklang bringen!

Auch ein Saxophon könnte die leidige Abgeschmacktheit der Sopran-Darbietung in sekundenschnelle beheben!

Besonders hervorzuheben wäre noch das Solo des Kontrabasses der Ouvertüre „Ein Morgen, ein Mittag, ein Abend in Wien“ nach der Pause und die spannende, intime Darbietung der Walzer und Polka von Josef und Johann Strauss. Und nochmals ein großes Lob dem Dirigenten und dem NTO-Orchester!

Mehr Kritiken aus der Kategorie: