Summer of Love. Rez.: I. Reichel

Ingrid Reichel
CRY BABY, CRY!

 

SUMMER OF LOVE
Psychedelische Kunst der 60er Jahre
Kunshalle Wien
Eröffnung: 11.05.06, 19 Uhr
Ausstellungsdauer: 12.05.06-17.09.06
Eine Ausstellung der Tate Liverpool in Kooperation mit:
Schirn Kunsthalle Frankfurt und Kunshalle Wien
Kurator: Christoph Grunenberg, Tate Liverpool
KuratorInnen Österreichteil: Markus Mittringer, Angela Stief
Öffnungszeiten: 10-19 Uhr täglich, 10-22 Uhr Donnerstag

Gerald Matt hat es wieder einmal geschafft die Kunsthalle Wien zu einem Treffpunkt von Jung und Alt zu machen.
Zur Eröffnung traten die Alten voll Wehmut mit feuchten Augen in die Kunsthalle ein, während die Jungen fiebrig dem Mythos der 60er Jahre begegnen wollten. Angesicht dieser Erwartungen, wen interessiert es da noch Christoph Grunenbergs fachmännischen Erläuterungen zu folgen, ob es denn hier wirklich um Kunst ginge. „Wir wollen endlich die Ausstellung sehen!!“ unterbrach lautstark eine Gruppe Grunebergs Explikationen. Die Atmosphäre der Flower-Power Bewegung verbreitete sich schon während der Eröffnung im Foyer der Kunsthalle.
Zu sehen sind der buntbemalte Porsche von Janis Joplin, eine hervorragende Kollektion verschiedener Poster der Zeit, kurzum über 500 Exponate von der Malerei, der Fotografie, des Films, der Architektur bis hin zu den verschiedensten Dokumentationsmaterialien aus Europa, den USA, Südamerika und Japan. Summer of Love ist eine Ausstellung, die eine Zeit der gesellschaftlichen, politischen, ethnischen und sexuellen Befreiung, die ihren Ausgangspunkt im Sommer 1967 in San Francisco fand, nicht nur dokumentiert, sondern die Vermischung der Kunst und der Kultur mit den politischen Protesten veranschaulicht.
Nicht ganz verständlich ist allerdings der österreichische Beitrag, den man unter den psychedelischen Exponaten dazu mixte. Hier wurde nicht im Extrazimmer die fehlende Flower-Power Bewegung in Österreich dokumentiert, sondern der klägliche Versuch unternommen österreichische Beiträge als psychedelisch geltend zu machen. Auch erscheint mir das von den Kuratoren des österreichischen Teils ernannte Triumvirat Hundertwasser-Fuchs-Rainer bei den Haaren herbeigezogen. Vielleicht haben die Herren einst ein Bier miteinander getrunken, psychedelisch jedoch war keiner von ihnen. Alfons Schilling mit einem seiner Rotationsbilder und das Enfant –Terrible des Wiener Aktionismus Rudolf Schwarzkogler unter den sanften Rebellen der Flower-Power Generation vorzufinden, verfälscht die Kunstgeschichte der Gegenwart... beachtlich.
Auch wenn Österreich zur psychedelischen Ära, Hand aufs Herz, so gut wie nichts beigetragen hat, so ist es dennoch legitim diese Ausstellung in Wien zu zeigen, oder sogar gerade deshalb. Kann es sein, dass es an der typisch österreichischen Zwanghaftigkeit liegt eine Verbindung zu etwas herzustellen, was in diesem Land einfach nicht existierte, aus Angst man bekäme von der Obrigkeit, oder den Sponsoren - möglicherweise bliebe das Publikum fern - seinen Sanctus nicht?

Nennenswert ist das vielseitige Rahmenprogramm, welches die Ausstellung bis im August begleitet. Von Führungen, Ausstellungsgesprächen, Themenführungen, Seminaren, Workshops und einem Sommerkinoprogramm im Filmcasino bis hin zur einem Konzert und einer Visual Lounge wird hier einiges für Psychedelic-Freaks geboten.

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