Ein Glück für die Kunst: Gerhard Glück. Rez.: Ingrid Reichel
Ingrid Reichel
Cartoons aus dem Leben von Munch, Mirò & Co Gerhard Glück Komische Künste, Museumsquartier Wien/ Arena 21/ Quartier 21 02.12.2010 - 09.01.2011
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Eigentlich kommen Thomas Zauner und Fritz Panzer aus der Buchbranche. Noch vor kurzem war Panzer geschäftsführender Gesellschafter und Zauner langjähriger Programmleiter im Ueberreuter Verlag. Nun ist Panzer Geschäftsführer der Komischen Künste Verlagsges.m.b.H. und Vize-Präsident des Clubs der Komischen Künste e.V. und Zauner Präsident des Clubs.
Der Geschäftsführer des Museumsquartiers Wolfgang Waldner freut sich über den Zuwachs in der Arena 21.
Dabei gab es schon eine Initiative im MQ mit einer Comic-Passage für Wort und Bild. Sie dürfte in die Schönbrunnerstraße 143/28 im 5. Wiener Bezirk übersiedelt sein. Seit Jahren gebe es einen anhaltenden Versuch, beteuert Waldner bei der Pressekonferenz, nun etabliere sich ein echtes Zentrum für Komische Künste.
Für Zauner und Panzer sind Ausstellungen Neuland. Mit großem Enthusiasmus gehen sie ans Werk, die Schnittstelle zwischen Kunst und Humor, die Cartoons an und für sich zu fördern.
Artverwandte Genres wie Karikaturen, Comics und Graphic Novels sollen ebenfalls nicht fehlen. Ausstellungen im MQ, Wanderausstellungen in Österreich und Umgebung, Agenturtätigkeit für Künstler und Jungkünstler stehen auf dem Arbeitsprogramm. Für nächstes Jahr sind bereits zwei weitere Ausstellungen geplant, u.a. mit Gerhard Haderer. Sammler und Förderer sollen mit den Künstlern informell zusammentreffen, so lautet das Motto der beiden Initiatoren. Ab Februar 2011 wird das Zentrum durch einen Shop der Komischen Künste ergänzt. Mit einer eigenen Homepage präsentieren sich die Komischen Künste auch im Internet: www.komischekuenste.com
Der Leiter des deutschen Museums für Karikatur und Zeichenkunst Wilhelm Busch Hans Joachim Neyer erläuterte kurz die Geschichte des Cartoons, die erstaunlicherweise bereits im 16. Jahrhundert begann. Er erwähnte William Hogarth, als ersten Cartoonisten, der davon leben konnte und bezeichnete humorvoll Gerhard Glück als jenen, der wohl als letzter davon leben kann.
Die erste Ausstellung der Komischen Künste ist also Gerhard Glück gewidmet. Er gilt als einer der bekanntesten satirischen Maler im deutschsprachigen Raum. Glück wurde 1944 in Bad Vilbel in Hessen geboren. Aufgewachsen ist er in Frankfurt am Main. Er studierte an der Werkkunstschule Kassel Grafik-Design und an der Kunsthochschule Kassel Kunsterziehung. 1972 erschienen seine ersten Cartoons in der hessischen Allgemeinen. Seit 1991 werden seine Cartoons monatlich in NZZ-Folio der Neuen Züricher Zeitung und seit 1994 im berühmten Satiremagazin Eulenspiegel veröffentlicht. Viele Illustrationen und auch Titelblätter wurden in der Süddeutschenzeitung, Die Zeit und Cicero publiziert oder auch für Buchcover verwendet. Im Verlag Lappan erscheinen seine Cartoonbücher. Dreimal gewann er bereits den Deutschen Karikaturpreis „Geflügelter Bleistift“: einmal in Silber, zweimal in Gold, zuletzt 2005.
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Gerhard Glück: o. T. |
Insgesamt sind 120 Originale – Gouachen auf Papier - zu sehen. Schwerpunkt der Ausstellung sind ausgewählte Werke der letzten Jahre, die sich mit der Kunst auseinandersetzen. Im letzten Abteil sind passend zum Advent, Originale für seine Cartoon-Weihnachtspostkarten zu sehen. Zur Ausstellung erschien mit exklusiver Lizenzausgabe ein Katalog. Die Originalausgabe des Lappan Verlags (Oldenburg) erschien bereits 2006 unter dem Titel Kunst & Co. Für 2011 ist eine Neuauflage in Aussicht. Im Großen und Ganzen gibt der Ausstellungskatalog die Exemplare der Schau wieder.
Glück ist kein gfehrnster Cartoonist, wie man auf Wienerisch sagen würde, keiner, der also mit hinterhältigem Humor nach vorne prescht. Seine Werke sind durchgehend mit einem charmanten Witz behaftet, der aus einer menschenfreundlichen Betrachtungsweise entsprungen ist. Ob er dabei Museumsbesucher und Kulturfreunde aufs Korn nimmt oder renommierte Weltkünstler, man kommt aus dem Schmunzeln wegen seiner genialen Einfälle nicht heraus: Der verdorrte Gummibaum, der dem Besitzer und Kunstkenner Herrn K., wie eine wertvolle Giacomettiskulptur vorkommt; der Demonstrant vor einem Museum, der die Besucherschlange davor warnt, dass sich für eine „scheiß Ausstellung“ anstellen; das Bankvorstandsmitglied K. v. L., der vor seinem Gemälde „Zeigeist“ als stolzer Adabei-Sammler steht, nicht ahnend, dass auf seiner Neuerwerbung ein Scheißhaufen abgebildet ist, der direkt über seinem Kopf, wie ein Heiligenschein zu schweben scheint. Warum es Cézanne unmöglich war das Stillleben „Ingwertopf auf Apfelpyramide“ zu malen, bedarf schon genauerer Kenntnisse um den Witz zu verstehen. Cézanne wurde gerne von seinen Malerkollegen verspottet, da sie meinten er sei unfähig Perspektive einzuhalten. Seine Krüge, Tassen und Orangen auf seinen Stillleben hatten immer eine gewisse Unstabilität aufzuweisen. Man wusste nie, ob nicht bald ein Objekt kippen würde… Es sei gesagt, dass jedes Werk wert wäre, erwähnt zu werden. Wenn Sie Kunstliebhaber sind, lassen Sie sich diese Schau nicht entgehen. Sie ist einfach köstlich.
Der Katalog erweist sich als wunderbares Weihnachtsgeschenk und ist mit 25.- Euro ein echtes Sonderangebot!
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Katalog:
EIN GLÜCK FÜR DIE KUNST
Cartoons aus dem Leben von Munch, Mirò & Co
Gerhard Glück
Wien: Komische Künste Verlag, 2010. 110 S.