Lieblinge des Himmels: Klaus Haberl. Rez.: Johannes Schmid
Johannes Schmid
Suche nach dem Glück
Lieblinge des Himmels
Klaus Haberl
Landestheater NÖ, Theaterwerkstatt
Premiere: 15.04.2011, 19.30 Uhr
Regie: Klaus Haberl
Ausstattung: Andrea Bernd
Dramaturgie: Rupert Klima
Bühne: Markus Amon
Ensemble des Landestheaters
Klaus Haberl lässt in seinem stilistisch meisterhaften und kunstvoll komponierten Drama verschiedene Personen in einem Hotel aufeinander treffen, denen eines gemeinsam ist: die Suche oder vielmehr das Verlangen nach Glück. Sie kennen kein geduldiges Warten oder stilles Hoffen, sondern sie fordern von ihrem Leben, von ihrem Schicksal die augenblickliche Erfüllung ihrer Sehnsüchte. Sie stürmen, bildlich gesprochen, den Himmel, wie in der griechischen Mythologie die Giganten den Olymp einzunehmen trachten. Momente des Scheiterns, der Resignation, der Desillusionierung und der Selbstkritik werden angedeutet, aber sie treten zurück hinter die Darstellung der Glückssuche und der Verwirklichung von Lebensträumen. Die Menschen dieses Stücks erscheinen selten glücklich, nicht nur, weil sie das Erstrebte noch nicht erlangt haben, sondern vielleicht auch, weil in der Banalität ihrer Wünsche die Tragik ihrer Existenz liegt. Aber das Leben ist nun einmal banal, dies wird uns deutlich und facettenreich vor Augen geführt. Man will zufrieden leben, eins mit sich und mit der Welt, allein oder zu zweit, als Geistesmensch oder einfacher Bürger, wohlhabend oder in bescheidenen Umständen, sehend oder blind für das, was ein gelingendes oder gelungenes Dasein im Letzten ausmacht.
Klaus Haberl hat seinen Dreiakter speziell für das Ensemble konzipiert. Jedem ist seine Rolle auf den Leib geschrieben, alle haben in etwa gleich lange Auftritte. Helmut Wiesinger überzeugt als Lyriker, der eine kurze Schaffenskrise zu bewältigen hat, sich einen Kunstpreis erhofft und eine Änderung seiner privaten Verhältnisse anstrebt, Pippa Galli und Oliver Rosskopf brillieren als Liebespaar – das Eigentliche glücklicher Liebe wird problematisiert -, Christine Jirku und Philipp Brammer spielen vollendet ein intimes Mutter-Sohn-Verhältnis, Julia Schranz beeindruckt als Modell, das sich von ihrer ehrgeizigen Agentin, lebensecht dargestellt von Antje Hochholdinger, zu emanzipieren sucht, Katharina von Harsdorf mimt einfühlsam das lebensfrohe, junge Mädchen, Hendrik Winkler geht auf in seiner Rolle als Soldat, Othmar Schratt gibt sich selbstzufrieden als Herr Ferner, der keine Wünsche und kein Wünschen mehr kennt, Jürgen Weisert spielt perfekt den hoffnungsfrohen Liftboy, dem Stefan Wilde als überzeugend dargestellter Jungmanager Vilnus, der die Leitung des Hotels übernehmen soll, Aufstiegschancen verspricht, Rainer Doppler ist die amüsante Rolle des bissigen, ein wenig verdrossenen Taxilenkers Erik zugedacht, Elisabeth Luger spielt realistisch die Rolle einer Reinigungsfrau.
Klaus Haberl führte selbst Regie, die Ausstattung stammt von Andrea Bernd, für die Dramaturgie zeichnet verantwortlich Rupert Klima, für die Kostüme Christine Zauchinger u.a.