Die Affäre Rue Lourcine: Eugène Labiche. Rez.: Ernst Punz

Ernst Punz
OHNE HOSE GEHT DER FRANZOSE NIE INS BETT

 

DIE AFFÄRE RUE DE LOURCINE
Eugène Labiche

Deutsch von Elfriede Jelinek
Landestheater NÖ, Theaterwerkstatt
Premiere: Samstag, 19.11.2011
Regie: Barbara Nowotny
Bühne und Kostüme: Dorothea Wimmer
Musikalische Leitung: Bernhard Höchtel
Mit: Antje Hochholdinger, Philipp Brammer, Oliver Rosskopf, Valentin Schreyer, Hendrik Winkler

Rien n'est plus vieux que le journal d'hier.
Commissaire Fortune

„Woher kommt der Schmutz an Monsieur Leglumés Schuhen?“, fragt sich Diener Justin, gar nicht servil sondern aufmüpfig gespielt von Hendrik Winkler. Gleich darauf muss sich Justin fragen, woher das zweite Paar Männerschuhe kommt, jedoch die beiden dazugehörigen Männerhosen fehlen. Und schlimmer noch, mit wem liegt Monsieur im Bett, wo doch sogleich Madame Lenglumé erscheinen wird – in Gestalt der auf freizügigen Wandbildern omnipräsenten Antje Hochholdinger. Aber noch nicht schlimm genug, die Zeitung bringt es an den Tag: Eine Kohlenträgerin ist ermordet worden! Nach durchsoffener Nacht können sich Lenglumé und sein ehemaliger Studienkollege Mistingue an nichts mehr erinnern, doch an ihren Händen klebt Blut, pardon Kohlenstaub. Und ein am Tatort gefundener Regenschirm sowie ein Monogram weisen eindeutig auf die beiden als Täter. In der Folge müssen sich Valentin Schreyer als Lenglumé und Oliver Rosskopf als Mistingue verkomplizieren, verfeinden, verprügeln, mordversuchen und wieder verfreunden. Wie eine Katze, die neun Leben hat, ziehen sie ihre Köpfe aus den Schlingen, die sich um ihre Hälse zusammenziehen. Vetter Potard will Geld, weil seine extravagante Frau ihn arm gefressen hat - eindeutig ein Erpressungsversuch. Da hilft es Philipp Brammer auch nichts, dass er als Potard mittels Situationskomik für Lacher sorgt – er muss aus dem Weg geräumt werden. Auch Diener Justin weiß zuviel, doch nicht, was eifrige Krimileser wissen: Ein Mord kommt selten allein.

Auf der modern und funktionell gestalteten Designerbühne von Dorothea Wimmer hat Barbara Nowotny eine schräge Gesellschaftskomödie inszeniert, die skrupellose Menschen zeigt, die um ihrer heilen Haut und ihres guten Rufes willen, auch vor Mord nicht zurückschrecken. Passend zur kühlen Ausstattung auch die musikalische Gestaltung von Bernhard Höchtel, die an Weill und Brecht erinnert und dem schaurig-lustigen Schauspiel noch zusätzliche Skurrilität verleiht.

Das Lachen und der anhaltende Applaus des Publikums bestätigen wieder einmal Billy Wilders Worte: „Wenn du daran gehst, die Wahrheit zu sagen, mach es mit Humor, sonst werden sie dich killen.“

Eine Warnung sei nachgereicht: Vorsicht vor den Humorlosen, für die Ironie ein Fremdwort ist!

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