Die Wildente v. Henrik Ibsen. Rez.: Eva Riebler
Eva Riebler
Gegen die Lebenslüge
Landestheater NÖ (Premiere 7.12.13)
19. Dezember 2013
Die Wildente v. Henrik Ibsen
Regie: Daniela Kranz
Ausstattung: Jutta Burkhardt
Dramaturgie: Constanze Kargl
Schauspieler:
Direktor Werle: Benno Ifland
Gregers Werle: Tobias Voigt
Der alte Ekdal: Helmut Wiesinger
Hjalmar Ekdal: Johannes Schmidt
Gino Ekdal: Gerti Drassl
Hedvig Ekdal: Lisa Weidenmüller
Frau Sorby: Kath. v. Harsdorf
Relling: Michael Scherf
Das Stück in 5 Akten wurde entstaubt und gekürzt. Durch die Raffung wurden das überbetonte Selbstverständnis des Fotografen Hjalmar Ekdal sowie seine überzogene Selbsteinschätzung, dass z.B. seine Familie allein von seinem Umgang mit ihr bereichert und gebildet werde, nicht deutlich. Außerdem litten die Wortspiele mit Licht, Sehen oder Nicht-Sehen, die Sache erhellen etc. als Synonym für die Wahrheit finden oder eben nicht. trotzdem war es natürlich gut und notwendig die Dauer der Produktion zu vermindern!
Der wesentliche Kern: Wieweit ist Wahrheit schädlich oder unnötig – Inwieweit ist das Ideal lebbar – Wie sinnlos ist es, das Kostbarste opfern zu wollen - kamen deutlich hervor und wurden durch das schlichte Bühnenbild in ihrer Bedeutung noch unterstützt. Auch die Regieanweisung Ibsens, das Wohnzimmer der Ekdals „gemütlich“ einzurichten wurde wohltuend ignoriert und ein völlig leerer Raum, der zugleich Fotoatelier sein sollte, bot sich dem Publikum dar. So wurden der Inhalt, die Problematik und das Problembewusstsein, die Dramatik und die Schauspielkunst betont.
Die Schauspieler agierten hervorragend. Besonders originell und psychologisch gut umgesetzt hatte Lisa Weidenmüller die Rolle der 14-jährigen naiven, langsam erblindenden Tochter.
Tobias Voigt konnte in seiner Darstellung als aufrechter Gutmensch, der nichts Gutes anrichtet, äußerst überzeugen. Katharina v. Harsdorf stellte gelungen die berechnende Frau, die es zum Geld hinzieht, und Gerti Drassl die etwas steife, ihrer Tochter nicht richtig mütterlich verbundene Ehefrau dar. Johannes Schmid als Erfinder, Fotograf und von sich überzeugter Ehemann, der aber als Dilettant versagt, konnte genauso überzeugen, wie Benno Ifland als alternder Egoist, Lügner und distanzierter Vater sowie Helmut Wiesinger als liebender Großvater und demontierter Angestellter von Werle und Michael Scherf als Gegenspieler, Freund und Arzt, obwohl er vielleicht die dramaturgisch unliebsamste, unbedeutendste Rolle zu bewältigen hatte.
Eine tiefsinnige Tragödie, die durch die schauspielerische Leistung, die Entrümpelung und Modernität von Bühnentechnik und Regie zu einem höchst erbaulichen, interessanten Theaterstück mutierte!