Festwochen Gmunden 26. 7. 2015; Lesung mit Musik; Rez.: Eva Riebler-Übleis
Eva Riebler-Übleis
Humorvolles und Tango aus Brasilien
Festwochen Gmunden 26.7.15 Lesung mit Musik
„Du hörst mir ja doch nie zu …“
Fritz Karl rezitiert Texte von Luis Ferdinando Verissimo
Tango de Salon – musikalische Begleitiung
Der Schauspieler Fritz Karl, geb. 1967 in Gmunden, hat neun Short Stories des Süd-Brasilianers Verissimo, geb. 1936, zwischen unterhaltender Farce und Aufdeckung unserer Übersozialisierung ausgesucht.
Kein Thema ist vor diesem Autor sicher. Sei es der Kindergeburtstag, der Liebhaber im Schrank, der Ehemann, der den Ehering verliert oder Schauspieler, der zuhause Ruhe statt Schauspiel haben möchte. Es geht meist um Populismus, Wahrheit, Verführung oder Verblödung. Genüsslich bohrt Verissimo in Wunden unserer Gesellschaft, bis man nicht mehr weiß, ob das Schmunzeln oder Lachen über andere, nicht die eigenen Verhaltenformen aufs Korn nehmen. Witzig und polemisch, auch differenziert nach allzu starren Geschlechterrollen, wird mit analytischer Schärfe die Gedankenlosigkeit der Lebensführung im einfachen Zusammenleben aufgedeckt. Durch die Kurzgeschichten werden höchst komplexe Zusammenhänge durchscheinend gemacht.
Ein wahrer Hirnschrittmacher gegen Gedankenlosigkeit!
Meisterhaft pointiert vorgetragen und mit der eigenständigen flotten und ausgefeilten Tangoserie des Tango de Salon (Peter Grillmayr – Violine, Andrej Serkov - Bandoneon, Guntram Zauner - Git., Roland Wiwsinger - Kontrab., Wieland Nordmeyer - K) ergänzt erfreuten sich die HörerInnen im völlig ausgebuchten Stadttheatersaal Gmunden derart, dass Fritz Karl noch die wunderbare Wiener-Wurstelbude-Story „Zorro“ von H.C. Artmann als Zugabe zum Besten gab.