Volker Hage: Die freie Liebe. Rez.: Alexander Artner

Alexander Artner
Die wilden Siebziger

 

alt

 
 

Volker Hage: 
Die freie Liebe

Roman

München: Luchterhand

Literaturverlag

2015. 160 S.

ISBN 978-3-6308-7468-5

Studentenproteste, Antibabypille, freie Liebe … eine Generation möchte sich von den Fesseln der alten Normen emanzipieren. In dieser Zeit zieht es den einundzwanzigjährigen Germanistikstudenten Wolfgang nach München. Auf der Suche nach einem Zimmer in einer Wohngemeinschaft landet er schließlich bei Andreas und Lissa. Für das junge Paar ist es in Ordnung, wenn sich einer der Partner auch mal „Geschichten“ mit anderen erlaubt. Eifersucht und Besitzansprüche haben für sie in einer modernen Beziehung nichts zu suchen. Als sich Lissa schließlich auf ein sexuelles Abenteuer mit Wolfgang einlässt, beginnt dieses Weltbild jedoch zu kippen und die neuen Werte werden für die Drei zur Tortur. Während Lissa sich die Frage stellen muss, ob es möglich ist, zwei Männer zur gleichen Zeit zu lieben, verzweifeln Wolfgang und Andreas zunehmend an ihren Gefühlen zueinander. Wo sie einst so etwas wie Freundschaft verband, ist es nun ein zermürbendes Konkurrenzempfinden. Der 1949 in Hamburg geborene Autor Volker Hage, machte sich vor allem als Journalist einen Namen. So arbeitete er viele Jahre für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, kam danach zum Wochenmagazin Zeit und ist seit 1992 unter anderem als Kulturredakteur beim Spiegel tätig.

Sein Debütroman „Die freie Liebe“ ist den Empfindungen der Menschen der Neunzehnsiebzigerjahre gewidmet. Feinfühlig schildert er deren Nöte, Ängste und Sehnsüchte – und die Aufbruchstimmung, in der sich die damals junge Generation befand. Auch wird deutlich, wie das Verwerfen alter Werte zu neuen Problemen führt und Konstrukte wie „die freie Liebe“ Menschen emotional in Ketten legen können. Hagens Roman ist einfühlsam und packend, und vermittelt dem Leser ein authentisches Bild der Menschen dieser Zeit.

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