Festspielhaus St.Pölten: Beijing Dance Theater, 27.02.2016. Rez.: Eva Riebler-Übleis
Eva Riebler-Übleis
Tanzuniversum - Spannung zwischen Energie und Anmut
Festspielhaus St.P. 27.2.2016
Beijing Dance Theater
Yuanyuan Wang
Le Poison:
Uraufführung. Ein Auftragswerk im Rahmen der Woche Künstler in Residenz im Fest-spielhaus St.P. entstanden. Unterlegt mit österreichischer Elektroakustik des Trios Radian.
Das Gift ist wohl personifiziert durch Eva, die die Äpfel pflückt oder vom Boden aufhebt und vergiftet darreicht. Soweit die Symbolik von Frau und Apfel. In dieser Choreografie wird die fast nackte Kreatur zum Leben und zur Daseinsfreude erweckt. Jedoch ist es das ewig weibliche Böse, das Sünde und Leid schafft. Zugrunde gelegt ist ein Poem von Charles Baudelaire, 1857, das von der Verwandlung vom Guten ins Schmutzige, Nebelige, in Wollust oder Rausch usw., endend in Wahnsinn, spricht. Wunderbare Bilder und zarte Bewegungsabläufe gestalten sich vor den Augen des Publikums.
Farewell, Shadows:
Diese Szene ist ursprünglich als Teil der Trilogie „Wilde Grass“ von Yuanyuan Wang selbst entstanden.
Als textliche Grundlage diente ein Gedicht des chinesischen Schriftstellers Lu Xun, 1881-1936, über Licht und Schatten, über das Schweben zwischen Morgen und Abend und das unbemerkte Abreisen, -weit weit weg, unbemerkt von allen -.
So ist auch diese Choreografie gestaltet zwischen Beraubung der eigenen Beweglichkeit und Persönlichkeit und der Selbstbestimmung und freigesetzten positiven Energie am Schluss.
Eine Umdrehung also des Endes im Vergleich zum ersten Stück! Umgekehrt ist auch die Frau – Mann Haltung. Nicht die Frau bringt das Schlechte wie bei Le Poison, sondern die männlichen Tänzer halten die Tänzerinnen gefangen und malträtieren sie. Die Dualität zwischen Licht und Schatten zeigt sich auch in den Kostümen, die wie schwarze Stoffbalken auf den hellen, zarten Körpern sitzen. Des Tanzes wahre Seele ist die Freiheit, so beschreibt der Choreograf Wang den Leitsatz des Beijing Tanztheaters. Und den hat er hier grandios verwirklicht.
The Nightingale and the Rose
Uraufführung war vor wenigen Monaten in Beijing.
Mit Musik von George Bizet und dem gleichnamigen Märchen von Oscar Wilde ist die Grundlage für diese Choreografie Wangs gestaltet. Die Nachtigall opfert ihr Blut, um die Rose des kleinen verliebten Tänzers rot zu färben. Seine Angebetete nimmt jedoch die Blume nicht an, reißt sie ihm in der letzten Szene theatralisch und feindselig weg, um sie bösartig zu entblättern und sie wie gleichfalls den Anbeter zu zerstören. Das Opfer der Nachtigall für die Liebe ist somit umsonst. Und gerade diese Rolle der Nachtigall, die sich an Dornen ritzt um ihr Blut zu geben, wurde von Qiang Zhang dermaßen erotisch und überdimensioniert vom choreografisch-inhaltlichen Wert her mehr als theatralisch demonstriert, dass hier diesbezüglich die einzige kurze Kritik anzumerken ist. Denn die beiden Handlungsträger sind die Rose und der verliebte Tänzer, der die Liebe hochhält, auch wenn sie nicht sinnerfüllt endet.
Drei äußerst abwechslungsreiche fein gesponnene Choreografien, die dem Publikum im ausverkauften Festspielhaus einen wirklich eindrucksvollen Abend bereiteten!