Bühne im Hof, St. Pölten: Erwin Steinhauer & klezmer reloaded extended: Ich bin ein Durchschnittswiener, 23.04.2016. Rez.: Andreas Wundsam

Andreas Wundsam

Bühne im Hof St. Pölten 23.4.2016
Erwin Steinhauer & klezmer reloaded extended
ICH BIN EIN DURCHSCHNITTSWIENER

Dieser Titel des Programms ist auch der eines der Lieder Hermann Leopoldis, die dieser ursprünglich selbst am Klavier begleitete. Erwin Steinhauer brachte mit  von Klezmer reloaded extended neu eingerichteter Musik eine Auswahl der zahlreichen Titeln Leopoldis auf die Bühne im Hof.

Hermann Leopoldi nahm seinen Humor aus der Zwischenkriegszeit nach Buchenwald und ins Exil nach Amerika mit und wahrte ihn, was man getrost ein Wunder nennen kann! Dieses Wunder gelingt wohl nicht zuletzt wegen seiner jüdischen Verwurzelung. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er einer der Wenigen, die offiziell von Österreich zur Rückkehr eingeladen wurden. Und er kam als einer der Wenigen, wie auch Karl Farkas!

Steinhauer und seine kongenialen Begleiter wagen es nicht nur; sie schaffen es, mit eigenem an Hermann Leopoldis angelehnten Humor authentisch in der heutigen – auch nicht ganz einfachen – Zeit, das Publikum zu bewegen.

Erwin Steinhauer bezeichnete sich selbst als geborenen Flüchtling, als er aus seinen Engagements beim ORF und der Josefstadt ausbrach, damit er wieder authentische Wege gehen könne. Vielleicht gelingt es ihm deshalb, sich mit Hermann Leopoldi zu identifizieren. Mit der Auswahl der Lieder schlägt er die Brücke zu noch heute aktuellen, zwischen den Zeilen angesprochenen Problemen.

Einige Titel als Kostprobe: „Schnucki ach Schnucki,…“; „Am besten hat’s ein Fixangestellter …“ „Da wär’s halt gut, wenn man Englisch könnt‘ …“; „Mein Schatz, das muss ein Russe sein …“ „

Klezmer reloaded, das sind: Alexander Shevchenko, Akkordeon und Maciej Golebiowski Klarinetten, Duduk und erweitert = extended wurden sie um Christoph Petschina, Bässe und Peter Rosmanith, Perkussion. Sie sind Durchschnittswiener verschiedener Herkunft, verpassen den alten Liedern ein neues Gewand und instrumentale Zwischenspiele, gemacht aus Klezmer-Musik, süd- und osteuropäischen Einflüssen, Jazz, Chanson,Tango – u. zwar - sehr gelungen! Hervorgehoben sei auch noch die Eigenkomposition von Alexander Shevchenko.

Der authentische Vortrag der Liederauswahl stimuliert und man wünscht mehr von Hermann Leopoldi und natürlich Weiteres von Erwin Steinhauer!

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