Jürgen Landt: Als das Dasein sich verpfiff. Rez.: Eva Riebler-Übleis
Eva Riebler-Übleis
Lebens- und Sterbetheater
Jürgen Landt:
Als das Dasein sich verpfiff
Greifswald: freiraum-verlag.
2015. 74 Seiten
ISBN 978-3-943672-63-3
Wie ist das, wenn „Mann“ alt und schäbig wird? So oder ganz anders? Jürgen Landt, geboren 1957 in Vorpommern und 1983 aus der DDR nach Hamburg ausgebürgert, hat sein achtes Werk vorgelegt. Er beschreibt das Dahinvegetieren eines alternden Mannes, realitätsnahe und meist aus der Innenperspektive. Das Verhältnis zu seiner Frau wird indirekt über sexuelle Gelüste und Wünsche klar. Klar ist jedenfalls für beide, dass das Ehepaar in einer begrenzten Welt lebt, in der es gilt nicht alles mitzumachen, jedoch seine Gelüste auszuleben. Nicht nur die Welt ist begrenzt, auch das erlebte Umfeld und der Blick werden eingegrenzt. Meist schrammen die Personen gedanklich aneinander vorbei. Vor allem unter dem starken Einfluss von Psychopharmaka sind Empfindungen schwer zu bekommen. Die Protagonisten setzen auf erlebte und verbalisierte Sexualität und wollen in der Enge einer sexuellen Beziehung das Leben wieder fest machen. Der Autor führt den Begriff des „Schwitzkasten“ wohl symbolisch ein. Wir alle sind im Kasten, ob wir schwitzen oder nicht. Lebensphilosophie zieht sich höchst wahr und edel ausgedrückt durchs ganze Werk: “Ist man in einer Beziehung nicht ohnehin schon in einem Kasten? Und ein Rauskrabbeln aus dem Kasten war beschwerlich, oftmals gänzlich unmöglich. Mitunter klemmte ein Deckel die Kiste zu, ohne dass man den schweren Verschluss zu Gesicht bekam. Man war in einer Beziehung abgedeckelt, ohne dass es für das eigene Auge sichtbar wurde. Der gekonnte Umgang mit der Sprache begeistert das Leserherz. Die Lebensphilosophie, kurz zusammengefasst auf „So sind wir Menschen nun mal“, wird keinesfalls so einfach dargereicht und fächert sich auf in krumme und unterbrochene Lebenslinien, in Lebens- und Überlebensversuche, klingt abgestanden und trotzdem ruhelos oder bleibt manchesmal auch eingepackt und verschlossen.
Auch das überraschende Ende des Werkes, das wie viele Szenen vom Sexualleben des Protagonisten zeugt, bringt Skurriles bis fast Idiotisches, das über das geschriebene Wort transportiert wird. Empfehlenswert, aber nicht für Prüde!