Landestheater NÖ: Josef Winkler: Roppongi, Requiem für einen Vater. 23.02.17. Rez.: Eva Riebler Übleis

Eva Riebler-Übleis
Zwischen Tod und Tod

Landestheater NÖ
23.2.2017, Theaterwerkstattbühne (Premiere 20.1.2017)
Josef Winkler:  Roppongi, Requiem für einen Vater.
(entstanden 2004, veröffentlicht 2007)

Mit Helmut Wiesinger als alter Vater Winklers und Tobias Artner und Katharina Knap als Sprechrollen. Inszenierung Julia Jost, Dramaturgie Julia Engelmayer, Bühne/Kostüme Sebastian Faßnacht etc.

Der Inhalt des Stückes ist so, wie man sich ein authentisches Stück des Autors und Bachmannpreisträgers Josef Winkler vorstellt. Ohne Tod geht es bei ihm nicht. Diesmal ist der Tod des 99-jährigen Vaters versetzt mit den Aufbahrungsritualen und Verbrennungen der menschlichen Leichen in Varanasi am Ganges Thema. Winkler ist ein guter Beobachter und lässt keine Grauslichkeit aus, weder aus der Kärntner Heimat noch aus seiner Zeit in Indien während der 90er- Jahre.

Die traurige Kindheit des Autors, er wurde z.B. niemals vom Vater auf den Schoß gehoben oder gestreichelt oder gelobt, hatte ihn nicht hart gemacht, sondern das Gefühl gegeben, aus der „Heimat“ verschwinden zu müssen. Indien war grad genug weit weg, und so hat er von dort aus die Enge der Heimat und ihrer Gebräuche und traurigen Vorkommnisse (Doppelselbstmord zweier 17-Jährigen) in Dorf und Familie eindrücklich geschildert.

Besonders eindringlich ist die Szenenführung und die plakative Kostümierung und Bühnengestaltung mit Glasfenstern. Die beiden Schauspieler Artner und Knap konnten wirklich überzeugen und eine tolle Leistung hinlegen!

Ihnen und der Regisseurin Julia Jost ist die Erfahrbarkeit der grausamen Enge im Kärntner Dorf zu verdanken! Diese Traditionen sowie die der Verbrennung der Toten in der Öffentlichkeit und ohne Beisein der Angehörigen etc. in Benares scheinen aus heutiger Sicht noch schwieriger akzeptierbar zu sein. Die Wortgewaltigkeit und Beobachtungsgabe des Autors, bzw. der beiden Schauspieler; sowie deren Übersetzung/Umsetzung auf die Bühne machten ein emotional schmerzvolles, beeindruckend großartiges Stück daraus!

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