Gerhard Köpf: Das Dorf der 13 Dörfer. Rez.: Klaus Ebner
Klaus Ebner
Große Dorfgeschichte
Gerhard Köpf: Das Dorf der 13 Dörfer
Roman, 240 Seiten
Braumüller Verlag, Wien 2017
ISBN 978-3-99200-185-9
Mit dem Roman »Das Dorf der 13 Dörfer« führt uns der emeritierte Literaturprofessor Gerhard Köpf in die Welt seiner Allgäuer Heimat.
Vordergründig geht es um einen älteren Radiojournalisten, der für eine Reportage ins Dorf seiner Jugend zurückfährt. Bei der Zugfahrt breitet sich ein innerlicher Erinnerungsteppich aus, in dem eine Vielzahl von Geschichten und Personen verknüpft ist, die in der Jugend des Journalisten eine Rolle spielten. Da ist von der Großmutter und vom Vater ebenso die Rede wie vom Lehrer und verschiedenen Ansässigen, aber auch von kuriosen Zugereisten, die dann einen Teil oder sogar ihr ganzes Leben im Dorf der 13 Dörfer verbracht haben.
Die erzählten Geschichten beginnen in den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts und erstrecken sich zumeist in die Fünfziger und Sechziger, also in jene Zeit, die der Radiojournalist noch vor Ort verbracht hat. Gerhard Köpf ist aber vor allem Sprachkünstler, wie sie in der Literatur viel zu selten wurden. Er schöpft aus einem reichen Vokabular und nutzt gern seltene, fachspezifische und zuweilen veraltet wirkende Wörter. Zudem sorgen oft Wortspiele für Schmunzeln, wie etwa »Sie musste sehen, wo sie blieb. Und sie hat es gesehen.« (S 174).
Zwar ist Gerhard Köpf Deutscher, der im Grunde über (s)eine deutsche Gegend schreibt, doch überraschte mich das viele Österreichische, das in diesem Roman zu finden ist. Das reicht von Austriazismen hin zu einer auffälligen Affinität zu österreichischen Schriftstellern, etwa Doderer und Brandstätter. Zu Letzterem verrät uns der Landbriefträgersohn Köpf überhaupt eine besondere und mehrschichtige Beziehung.
Köpfs Roman ist ein literarischer Genuss, dessen Lektüre ich wärmstens empfehle.