Zdenka Becker: Ein fesches Dirndl

Cornelia Stahl

Zdenka Becker:
Ein fesches Dirndl.

Meßkirch: Gmeiner- Verlag
2019, 279 Seiten.
ISBN-13: 9783839223635

 

Lebenslanges Ringen um Zugehörigkeit und Identität. „Das Private ist politisch“, eine Parole der zweiten Frauenbewegung der 1970er Jahre.  Der aktuelle Roman Zdenka Beckers unterstreicht diese Aussage. Becker skizziert das Aufwachsen in einer Diktatur in der Tschechoslowakei, formuliert eigene Lebensentwürfe erzählt vom Neuanfang in Österreich. Schon im letzten Buch „Samy“ dominierten Fragen von Identität, Heimat  und Zugehörigkeit.   

Im Fokus steht Protagonistin Bea, die die Ereignisse ihre Lebensgeschichte erzählend wie eine Perlenkette aneinanderreiht. Dass diese überwiegend deckungsgleich mit denen der Autorin sind, ist kein Zufall. Becker ist selbst vor über vierzig Jahren nach Österreich eingewandert. Rückblickend reflektiert Bea die Anfänge ihrer Kindheit in  der  Tschechoslowakei, beschreibt Alltagssituationen im Kommunistischen System, dem sie so schnell wie möglich den Rücken kehren will, sowie den Neubeginn in Österreich: Vom Erlernen der deutschen Sprache bis hin zum Tragen eines Dirndl`s. Bea`s Lebensgeschichte wird öffentlich und somit Teil der Geschichte, der Migrationsgeschichte Mitteleuropas. 

Der Roman liest sich unterhaltsam, mitunter witzig. Das Einfügen tschechischer bzw. slowakischer Redewendungen erzeugt Spannung, ermöglicht einen Perspektivenwechsel. Die Figurenzeichnung gelingt der Autorin sehr gut, sodass eine ausreichende Identifikation entstehen kann.  

Zdenka Becker, geboren in Eger/Tschechien, kam vor über vierzig Jahren nach Österreich und lebt seit vielen Jahren in St.Pölten/Niederösterreich, schreibt auf Slowakisch und Deutsch. 

Ihre Theaterstücke wurden im Landestheater Niederösterreich aufgeführt. 

Allen an Migrationsgeschichte interessierten Lesern/LeserInnen empfohlen! 

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