Thomas Ballhausen: In dunklen Gegenden

Eva Riebler

Thomas Balhausen
In dunklen Gegenden

Erzählungen,
edition atelier Wien,
2014, 104 S.
ISBN 978-3-902498-94-6

Wenn man ein Werk von Thomas Ballhausen liest, sieht man sich um ein weiteres um. So soll es ja auch sein!
Th. Ballhausen wurde 1975 in Wien geboren und studierte dort Vergleichende Literaturwissenschaft, Germanistik und Philosophie und arbeitet im Literaturhaus  Wien. Er erhielt den Reinhard-Priessnitz-Preis und den Holfeld-Tunzer-Preis u.a., ist seit 2012 ordentliches Mitglied der Europäsichen Akademie der Wissenschaften und Künste. 2015 erschien „Signaturen der Erinnerung“; 2016 „Gespenstersprache“; 2017 „Mit verstellter Sprache“. Zuletzt erschien sein spannender Gedichtband: „das Mädchen Parzival“ im Limbus Verlag Innsbruck.

In diesem Werk nun legt er 10 Erzählungen unterschiedlichster Thematiken vor, Intensität und Länge vor. Die kürzeste umfasst zwei Seiten und könnte, wie in der Überschrift als Telegramm benannt oder als Lyrik gelten. Jede Aussage besteht auch ohne Kontext. „… natürlich müssen wir alle sterben/natürlich machen wir alle scheißjobs/wir machen sie nur eine spur besser/wenn wir wollen/ …. . Er spricht von unvermeidlicher Gewalt, die ausbrechen wird, von benötigter Medizin und benötigten Müllsäcken, beides gegen die Träume von Wirklichkeit, die uns heimsuchen. Er endet traurig und trostlos: „… die sprache geht uns aus/…/als wären wir zivilisiert …“.

Genauso unwiderruflich trostlos ist die Erzählung VI, In dunklen Gegenden vom Soldaten auf dem Weg zum Tod, der erkennt, dass wir nicht sind, dass wir nur zu sein scheinen.

Die Erzählung V. Noten  ist ebenfalls eine des Abschiedes. Ein Liebespaar ist schiffbrüchig geworden und hat die Tragödie noch nicht bewältigt. S. 51: …“nur aus den Augenwinkeln heraus, beobachte ich deinen grußlosen Aufbruch. … und streife mir die mitgebrachte Pferdemaske über. So bleibe ich sitzen, bestelle noch etwas. Ich werde wieder eine Bestie sein.“

Ballhausen zeugt in seiner Sprache von großer Betroffenheit, von Beobachtungsgabe und Resümee auf hoher philosophischer Ebene. Diese Tiefe und Intensität sind in der Literatur momentan nicht der Mainstream. Auch deswegen absolut bewundernswert!

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