Schiller ohne Schiller!

Eva Riebler

Landestheater NÖ St. Pölten 12.9.2019
Der Parasit oder die Kunst, sein Glück zu machen
Komödie von(!?) Friedrich Schiller, nach Louis-Benoit Picard
Koproduktion mit dem Stadttheater Klagenfurt
Inszenierung: Fabian Alder
Bühne: Tommy Garvie
Kostüme: Johanna Lakner

 

Vorweg genommen: Wenn Schiller drauf steht, muss nicht Schiller drin sein! Obwohl es ein rasantes Stück des Aufbegehrens a lá „Die Räuber“ aus der Sturm und Drang Zeit, gegen Korruption und Missbrauch, gegen weltliche Autorität und für die Rechte der Bürger ist.

Schiller wurde von seinem Gönner Herzog Carl August v. Sachsen-Weimar mit der Übersetzung von Stücken des in Weimar bekannten Picards, 6 Jahre nach dessen Entstehung, beauftragt und hat aus Alexandrinern glatte Prosa gemacht. Ein großer Verdienst. Allerdings kein Grund das Publikum glauben zu lassen, sie sähen einmal sogar eine Komödie vom deutschen Klassiker himself.

Eine wunderbar dramaturgisch über die Bühne gebrachte Komödie ist es tatsächlich, dank der Kostümierung und der Regie, gepaart mit großartiger Komik der Schauspieler.

Der großgewachsene aalglatte Selicour, der entlarvt werden soll, ist durchaus mit heutigen Politikern vergleichbar. Natürlich wirkt er auf der Bühne göttlich schleimig und flexibel und kann gar nicht genug Applaus bekommen! Alle Schauspieler verdienen vom ersten Auftritt bis zum letzten das größte Lob!

Die Inszenierung Alders hat vor allem gegen Ende des Einakters großartige zeitgeistige Einsprengsel: Es geht Schlag auf Schlag: „ Wir brauchen Einkehr und Besinnung! – Keine politisch gerichtete Pseudopolitik! -Dieser Kulturpessimismus geht mir so auf die Nerven! – die Kulturmafia hat die Kultur, die sie kritisiert erst selbst gemacht!“ Da das Stück ein schlechtes Ende für den kriechenden, mittelmäßigen Aufsteiger Selicour, der die Arbeiten Untergebener unter seinem Namen veröffentlicht, nimmt; kehrt auf der Bühne Gerechtigkeit ein. „ Aus den Mündern der Schauspieler tönt es aber:  „Gerechtigkeit gibt es nur auf der Bühne!“ und die Macht des Wortes soll auch heute zuschlagen: „Ich plane ein Theaterstück!“.

So ist der Einstieg durch Inszenierung/Dramaturgie in die Gegenwart sowie in die neue Spielzeit grandios gelungen! Applaus!

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