58/Niemand/Franz Miklautz: Fröhliche Baracken

Franz Miklautz

Fröhliche Baracken

Von den Insassen war mir niemand bekannt. Sie kamen aus ganz anderen Städten und Orten, die in dem Block, in dem ich mich befand, seltsame Namen bekommen sollten. Kein einziger von ihnen war mir schon jemals über den Weg gelaufen. Bis auf eine Person, die im Lauf der Handlung noch die Hauptrolle einnehmen sollte, weil sie gleichermaßen alle mitriss und eine Aufbruchstimmung entfachte, dann jedoch schlagartig eine unermessliche Resignation auslöste, die wie Motten die letzte Hoffnung der Insassen zerfraß.

Allerdings hatte sich mir diese Person noch nicht zu erkennen gegeben. Vielleicht weil sie zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht eingewiesen worden war, sich also noch auf freiem Fuß befand, oder, und das erscheint mir im Rückblick wahrscheinlicher, weil sie sich immer nur in ihrer Zelle aufhielt. Und nicht herauskam. Auf die Galerie. Wo ich stand. Das Gebäude, in dem ich mich mit all den Niemanden vor mich hinfristete, könnte ein Kloster gewesen sein, ich dachte anfangs auch an ein Gefängnis – und dennoch war es nichts weiter als ein überbevölkertes Irrenhaus. Wurden die Zellen geöffnet, strömten Dutzende Leicht-, Mittel- und Schwerpsychotiker heraus, japsten nach Luft, wie wenn die Zellen gelüftet worden wären. Dann lehnten sie sich gegen das Geländer der Galerie, so wie ich jetzt, oder spuckten heftig in den Brunnen im Parterre. Der eine dämonische Grimassen schneidend, der andere vom Tourette-Syndrom gebeutelt, und ein Dritter wiehernd, grunzend und dann laut stöhnend, wenn er in eine der beiden Brunnenschalen getroffen hatte. Die Palette der Erkrankungen reichte von leichten Halluzinationen über Amnesien und Phobien bis hin zu schwerem Wahn. Einer meiner Zellennachbarn, der mir völlig unbekannt war und mit dem ich dort drin keineswegs regelmäßig verkehrte, aber im Vorbeigehen doch einige Wörter wechselte, konsultierte mich öfter mit der Frage nach seinem eigenen Namen.

Alle trugen wir Armbänder, auf denen Block K. stand. Danach unser Name. Und wo wir herkamen. Und die Krankheit. Auf dem Bändchen meines Zellennachbarn stand: Gunther S.; aus der fröhlichen Baracke V.; Korsakow-Syndrom. Wenn er wissen wollte, wer er war, zeigte ich es ihm. Mich selbst plagten offenbar Halluzinationen erheblichen Grades und ich kam aus der fröhlichen Baracke K. Anders als mein Zellennachbar – Korsakow ist eine Amnesie, recht häufig bei Alkoholikern, wobei er mir gar nicht so aussah – erinnerte ich mich an mein Zuhause und meine fürsorgende Frau Bettina, ja selbst an meine Tochter. Dass es ein Irrenhaus war, belegte auch die Tatsache, dass das Personal weiße Gewänder trug. Und weiße Gesundheits-Schuhe. Und Spritzen hinter den Ohren. Abdruckbereite.

Am Tag, als sich mir die Person, die den Insassen zunächst als so etwas wie eine Jean D´arc der Irrenanstalten erscheinen sollte, dann aber ihre Hoffnungen aus einem inneren Zwang heraus im Handumdrehen zerstörte, zu erkennen gab, stand ich wie gesagt auf der Galerie und blickte hinunter ins Parterre auf den Brunnen, der in der Mitte einer mit grauen Granitplatten ausgelegten Bodenfläche stand. Die Granitplatten glitzerten seltsam, gleich einem See bei einem Sonnenuntergang. Der Brunnen bestand aus zwei Marmorschalen, die obere etwas kleiner, sodass das überzählige Wasser in die untere schwappen konnte, und ganz oben das Wörthersee-Mandl. Mit Kiki-Kogelnik-Maske vor dem Gesicht.

Plötzlich schrillten Alarmglocken. Und selbst die, die nie aus den Zellen kamen, schauten heraus. Nur eine Zelle blieb geschlossen: Die mir gegenüber. Auf der anderen Seite der Galerie. Eine Panik brach aus. Und dann kam der Bumerang.

Als erstes fetzte er dem Wörthersee-Mandl den erhobenen Zeigefinger ab. Dann rotierte er weiter, kam jedoch sofort wieder zurück und säbelte ihm begleitet von einem feingliedrigen und scharfen Pffft den Kopf ab. Der jedoch fiel nicht gleich, sondern blieb wie an einem letzten Nerv hängend auf seinen Schultern, bis er dann doch zu schwer wurde und zu rutschen begann und der Nerv riss und der Schädel hinunter stürzte, wo er samt der Kiki-Kogelnik-Maske in den Granitplatten versank.

Die geschlossene Zelle mir gegenüber verstörte mich dermaßen, dass ich hinüber lief, um den Insassen vor dem Bumerang zu warnen, für den Fall, dass er heraus tritt. Ich tat es geduckt und als ich ankam und die Tür aufriss, saß jemand vom Personal auf der Schlafpritsche. Neben dem Insassen. Es war der Pfleger Arnulf, der einzige, den ich per Namen kannte, weil er mir gesagt hatte, dass mein vergesslicher Zellennachbar an Korsakow litt.

An ihm, dem Pfleger Arnulf, ging man etwas gebückt vorbei, ja nicht nur die Insassen, sondern auch seine Kollegen machten dies und man kam unweigerlich zum Eindruck, dass er so etwas wie ein Oberorgan, ja, der Oberpfleger war. Und der einzige, der hinter beiden Ohren eine geladene Spritze hatte.

Jetzt hatte er sie allerdings abgelegt. Auf das Kästchen neben der Pritsche. Leergespritzt. Und legte sich auf den Insassen. Der eine Frau war. Und Bettina hieß!

Er hatte sie schwer sediert. Dennoch hatte sie die Kraft, unbemerkt an eine Spritze zu gelangen und sie dem Pfleger Arnulf in den Oberschenkel zu rammen. Das gab mir die Zeit, Bettina zu holen und zu schultern und ihr liebe Sachen zu sagen. Dann lief ich mit ihr auf die Galerie hinaus. Bettina flüsterte etwas, das ich jedoch kaum verstand. Aber ich konnte jetzt nicht reden, der Bumerang flog auf uns zu. Wir warfen uns auf den Boden, wo ich Bettina vorerst auch liegen ließ, unterhalb des Geländers war sie einigermaßen sicher. Wie in einem Schützengraben. Als ich wieder aufstand, sah ich, wer den Bumerang warf: Es war einer aus der dritten Kategorie: Schwerer Wahn. Sie hatten vergessen, ihn zu sedieren.

Er kletterte auf allen Vieren durch die Holzkuppel über uns, steigsicher wie eine Spinne. Und schon warf er wieder. Der Bumerang rotierte direkt auf Herrn Korsakow zu, der ihn zu fangen versuchte. Es machte wieder Pffft. Und die Finger waren ab. Ein anderer, ein pensionierter Unternehmer, den sie wegen einer mittelgradigen Rentenneurose eingebunkert hatten, wollte ihm ausweichen und hüpfte hoch als der Bumerang auf ihn zukam – nur leider eine Millisekunde zu spät, die ihm den linken Fuß kostete.

Bettina flüsterte wieder etwas. Offenbar im Delirium. Sie sagte irgendetwas von einem Stecker. Ich strich ihr über die schweißnasse Stirn und presste meinen Finger auf ihre Lippen, damit sie nichts mehr sagte und uns der Irre oben im Gebälk nicht hörte. Aber sie ließ nicht locker. Sie krächzte, wir müssten hinaus. Hinaus und den Stecker ziehen. Wieder der Stecker. Es gab einen Hof. Aber der war mit einem nach innen abgeschrägten Stromzaun umgeben. Da konnte keiner raus. Doch auf einmal stand sie auf und torkelte und riss sich zu meinem Unbehagen das Dekollete herunter. Mir kam der Gedanke, dass sie nicht zu unrecht hier drinnen war. Ihre Brüste schauten leicht heraus. Sie verlangte, dass ich mein Hemd ausziehe. „Schnell!“, befahl sie. Dann riss sie entschlossen das Geländergestänge raus und band obendran mein Hemd. So stand sie da, die Ikone des Widerstands, mit wehenden Brüsten, wie die Frau auf dem Gemälde zur Französischen Revolution. Nur dass bei Bettina wesentlich mehr wehte.

Sie rannte los. Alle liefen ihr hinterher und schrien wie die Irren: „Aufbruch, Ausbruch!“ Die Situation kippte zu unseren Gunsten. Wir waren mitten in einem Aufstand. Die Pfleger verschanzten sich in den Zellen und schlossen sich ein. Es gab kein Zurück mehr.

Bettina stieß die Tür zum Hof auf und schrie: „Den Stecker, Männer, zieht den Stecker!“ Ein Mann, er hatte als Erster kapiert, was sie meinte, ging zur Hofmauer, die sich hinter uns befand. Und da: Eine Steckdose. Er fetzte das Kabel heraus. Augenblicklich hörte das Surren im Zaun auf. „Jetzt Männer!“, schrie sie und reckte die Fahne in die Höhe, „hinaus in die Freiheit, wir sind nicht für hier geschaffen!“ Ein alles übertönender Jubel brach aus, ein Jubel wie ich ihn noch nie gehört hatte. Auch nicht draußen. Um uns in Sicherheit zu wiegen, dass kein elektrischer Schlag uns das Herz zerfetzen werde, hechtete sich Bettina als erste in den Zaun, kletterte hoch, überwand die Schräge, und ehe sie auf der anderen Seite festen Boden unter den Füßen spürte, bat sie, sie wieder zurückzuziehen. In den Block K. Der fröhlichsten Baracke von allen.


Franz Miklautz
Geb. 1971 in Klagenfurt, lebt dort, schreibt Erzählungen und Kurzgeschichten. Absolvent der Leondinger Akademie für Literatur. Freier Autor seit 2013.  eröffentlichungen in österreichischen und deutschen Literaturzeitschriften. Nominiert für den Literaturpreis Wartholz 2014, Gewinner des erostepost-Literaturpreises 2014.
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58/Niemand/Hanspeter Ausserhofer: Am Strand von Niemandsland

Hanspeter Ausserhofer

Am Strand von Niemandsland

Sie gestatten, daß ich mich vorstelle? Ich bin Niemand, und ich wohne am Strand von Niemandsland.
Und sie sind..? Ach was, sie sind auch Niemand? Unmöglich, sie müssen sich irren!
Sehen sie, es liegt doch in der Natur der Sache, daß es nur einen Niemand geben kann. Versuchen sie doch mal, die Mehrzahl von Niemand zu bilden. Ein Niemand – viele Niemande!? Ein Widerspruch in sich selbst. Erinnert mich an Karl Valentins „Semmelnknödeln“. Kennen sie nicht? Sollten sie aber; erst Recht in ihrer Situation. Was ich damit andeuten will? Ach nichts…! Das war nur so,…so dahingesagt….!?
Also, Mehrzahl von „Niemand“? – Geht nicht, weil, gibt’s nicht.
Schon allein deshalb können sie niemals Niemand sein. Es gibt aber noch einen Grund, der ist schnell erklärt. Ich kenne sie nicht. Sie müssen wissen, ich bin das Oberhaupt der Familie Niemand.
Wären sie tatsächlich Niemand, so wären wir verwandt, verschwägert, oder gar miteinander verheiratet. Wir sind aber weder das Eine, noch das Andere, und daß wir verheiratet sind, davon ist mir nichts bekannt. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich mit ihnen verheiratet sein will, ich kenne sie ja nicht. Leider bin ich auch der letzte unserer Sippe. Mein Großonkel, er war der erste, der aus dem Verband austrat, und mit der Tradition der Familie brach. Er wollte Jemand sein, und schaffte es auch. Heute ist er nicht nur Jemand, sondern sogar mehr als das. Er ist – Jedermann. Er logiert nur in den besten Adressen, und den August verbringt er alljährlich am Domplatz zu Salzburg.
Einige Jahre später folgten mein Cousine und ihr Mann seinem Beispiel. Als Herr und Frau Mustermann machten sie in der Verwaltungsbranche Karriere. Auf Fragebögen, Anträgen, und auf Formularen aller Art, sind sie es, die mit ihrem Namen ein Beispiel geben. Die Mustermanns – nur auf dem Papier sind sie wer, jenseits davon sind sie Niemand.

Also, ich bin Niemand, und sie sind – nicht Niemand. Wenn sie aber nicht Niemand sind, wer sind sie dann? Sie meinen, sie sind sie? Aha! Und weiter? Ach, das war’s schon?! Mehr sind sie nicht? Sie sind wohl sehr genügsam. Seltsam, einerseits wissen sie nicht, wer sie sind, andererseits wollen sie dennoch Niemand sein. Offensichtlich wissen sie nicht was sie wollen. Sehen sie, ich habe es ihnen doch gesagt; sie, in ihrer Situation….!?
Verzeihen sie mir, ich wollte ihnen nicht zu nahe treten. Ja, stimmt, es ist eine Unverschämtheit es zu wagen, in dieser Art und Weise mit ihnen zu reden. Wer mir das Recht dazu gibt? Nun, eigentlich – Niemand!?
Sie fragen mich, wer ich wirklich bin? Schluß mit lustig? Ich soll endlich Farbe bekennen, und vor der eigenen Haustür kehren, sonst….? Was sonst? Sonst gehen sie, und lassen mich allein? Das wagen sie nicht. Oder doch? Also gut, mal sehen, wer ich so alles bin.
Nun, ich bin…, ich bin…? Ich bin ich! Ha, ha, ha, sehr lustig, darf ich mit ihnen mitlachen? Bringen sie mich bitte nicht draus.
Ich bin Niemand. Ich bin ich. Ich bin Österreicher, Durchschnittsbürger, Rechtshänder, kein Geldverschwender; bin Spätzünder, ein ab und zu Parksünder; bin Grauhaarträger, Schlüsselverleger, aber kein Tanzparkettfeger; bin Nichtraucher, Endverbraucher, Stromsparer, Golffahrer; bin Steuerzahler und Wähler, ein zwei und zwei Zusammenzähler; bin ein Wochenend Weinglasschwenker, und kritischer Selbstdenker; bin ein Max und Moritz, Pippi Langstrumpf, und Miss Piggy Verehrer; bin kurzsichtiger Kontaktlinsenverweigerer, bin ein Stiller und Leiser, hab nichts von einem Womanizer, bin ein sich nach schönen Frauen Umdreher, aber kein Hellseher, darum leider kein Frauenversteher, bin Füllfederschreiber, ein beinah Sitzenbleiber,………………………………………………………………………. und von Zeit zu Zeit, bin ich einfach nur ICH!
Und immer dann, wenn ich nur noch ICH bin, dann bin ICH am Strand von Niemandsland.


Hanspeter Ausserhofer
Mein Name ist Ausserhofer, Hanspeter Ausserhofer. Ich bin 52 Jahre alt, wohne in Thiersee, nahe Kufstein, bin Durchschnittsbürger, von Beruf Tischler, verheiratet, unser Sohn ist 19.
Ich bin Österreicher, Golf-Fahrer, Stromsparer, Grauhaarträger, bin ein 5 Uhr in der Früh Schreiber, bin weder Unternehmenslenker, noch Meinungsmacher, bin Selbstdenker; bin Wortspieler und Buchstabenaustauscher, ein zwischen den Zeilenlauscher; bin Wähler, und ein zwei und zwei Zusammenzähler, bin ein wortbetrunkener Bsbuchtaebn Veshirecber; etcetera, etcetera. Vieles beeinflusste meine Art und Weise zu Denken und die Dinge zu betrachten. Daraus wurde eine innere Haltung. Diese spiegelt sich in meinen Texten wder. Ich liebe das Spiel mit dem Gleichklang, das Verfassen kurzer kabarettistisch philosophischer Texte und ...
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58/Niemand: Toulouse-Lautrec

Eva Riebler-Übleis

Toulouse-Lautrec

Der Weg in die Moderne

Okt 2014 bis 25.Jän. 2015 Kunstforum Wien Ein Kurzbericht zur Ausstellung von Eva Riebler-Übleis

Henri de Toulouse-Lautrec, Moulin Rouge – La Goulue, 1891 © Albertina,
Wien/ leisure communications GmbH Wien

Wer die Biografie von Henri de Toulouse-Lautrec-Monfa aus dem französischen Albi kennt, weiß um seine adelige Herkunft und den Gegenpol: das amüsierfreudige Milieu rund um das Moulin Rouge in Paris. Von klein auf prägten ihn die Folgen eines beidseitigen schweren Beinbruches. Er war ab diesem Zeitpunkt der Sitzende, der Ruhende - der die Bewegung der anderen studierte, malte und zeichnete. Berühmt wurde er durch seine Plakate, die bis zu 3.000 mal in Paris affichiert wurden. Gerade dazu sind die Entwürfe in dieser Ausstellung besonders bemerkenswert, da sie viel besser als die fertigen Plakate zeigen, wie er den Bildaufbau handhabt und mit imaginären Farbflächen arbeitet. Z.B. beim Plakat „Moulin Rouge“ schließt links ein abstrakter gelber Fleck wie unmotiviert an eine weiße Fläche, dem Unterrock des Animier-Girls, an. Und trotzdem hat das Gelb eine Fortsetzung im Hintergrund als Waagrechte oberhalb des das Motiv begrenzenden Schattenrisses mehrerer Herren mit Zylinder. Toulouse Lautrec ist nicht nur das Motiv, sondern auch die Perspektive wichtig. Er setzt spontane Diagonalen und strukturiert stets neu seinen Bildaufbau. Er weist den Weg zur Abstraktion, indem er ein Profil genau und eines abstrakt gestaltet. Er lenkt stets den Fokus auf eine Figur und charakterisiert exakt. Er arbeitet mit dem negativen Raum und den Konturen wie bei japanischen Zeichnungen oder Holzschnitten. Oft gestaltet er an der Grenze der Karikatur, jedoch verletzt er nie, die zur Schau gestellten Personen oder stellt sie voyeurartig dar. Keine Geschlechtlichkeit wie bei Egon Schiele oder Gustav Klimt ist zu sehen. Dies ist er seiner adeligen Herkunft schuldig, auch wenn er sich selber oft fast nackt oder anstößig zur Schau stellt.

Ab 1883 wendete er sich von der akademischen Malerei und Ausbildung ab und legte keinen Wert auf Historienmalerei. Kein Beiwerk oder Dekoration verstellen den Blick auf das Wesentliche. Auch kein Licht von außen soll seine Figuren auf seinen Ölbildnissen beleuchten! Es kommt von innen! Je mehr man das Bildnis „Die Wäscherin 1886” betrachtet, desto mehr sieht man das strahlende Licht aus ihrem Körper, aus ihrer rosa Bluse treten.

Er weiß psychologisch richtig das Bild aufzubauen, seine Figuren ins richtige Licht zu setzen und formal ins richtige Eck zu platzieren. Weil er den Körper wie eine Landschaft malt, bedarf er nicht der Landschaftsmalerei. Mehr wie Cezanne schafft er den lückenlosen Übergang von der Landschaft in den Körper. Nichts hebt sich vom Untergrund ab. Alles ist eine Struktur. Der Mensch ist ihm wichtigstes Motiv und er tritt stets hervor.

Henri de Toulouse-Lautrec, Die Damen im Speisesaal, 1893 © Szépmǘvészeti Múzeum, Budapest/ leisure communications GmbH Wien

Toulouse Lautrec ist ein Maler des Gestischen … aber sehen Sie selbst …. bis 25. Jänner ist Gelegenheit dazu … vielleicht berichten Sie mir Ihre Eindrücke …..

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58/Niemand: Toulouse-Lautrec