Das Indien der Maharadschas: Schallaburg. Rez.: Ernst Punz

Ernst Punz
Indien auf der Schallaburg
Begegnung der Kulturen

 

Das Indien der Maharadschas
Renaissance Schloss Schallaburg
23.03.-10.11.2013

Am Freitag, den 22. März 2013 wurde auf dem Renaissanceschloss Schallaburg die Ausstellung 2013 eröffnet mit dem Titel: „Das Indien der Maharadschas“. Der Auftakt präsentierte sich staatstragend als Begegnung der Kulturen unter Anwesenheit von Landeshauptmann Erwin Pröll und dem Botschafter der Republik Indien Ramachandran Swaminathan sowie zahlreicher politischer Prominenz und Vertreter der Kirchen und des öffentlichen Lebens. Besonders geehrt wurde die Eröffnungsfeier durch die Anwesenheit der königlichen Familie Karauli, die zahlreiche Exponate zur Verfügung  gestellt hat. Musikalisch wurde diese kulturelle Begegnung gleich zu Beginn auf eine Gehörprobe gestellt, bei der Jagdhornklänge von Sitar und Trommel gefolgt wurden. Wer zuvor beim Spaziergang von den Parkplätzen zur Schallaburg bei dem mittlerweile schon bekannten Holzklavier vorbeikam, konnte sich schon dort mit indischen Melodien und Liedern der Beatles xylophon einstimmen: „Hare Krishna“.

Bereits am Vormittag präsentierte der Geschäftsführer der Schallaburg, Kurt Farasin, zusammen mit Kurator Dr. Matthias Pfaffenbichler und Ausstellungsgestalter DI Marco Handsur die Ausstellung im Detail. Aufgeteilt auf 24 Räume, von denen jeder einem bestimmten Thema zugeordnet ist, finden sich 450 Jahre Geschichte Indiens in enger Zusammenschau mit europäischen Einflüssen und Kontakten. 400 hochwertige Exponate und zahlreiche multimediale Spots bringen dem Besucher das „Traumland Indien“ näher. Das beginnt bei den Kolonisierungsanfängen durch Portugal in Goa, streift  die „Grand Tour“ des österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand  im Jahr 1893 und geht bis zur Unabhängigkeitserklärung 1947 und in die Gegenwart.

Besonders hingewiesen wird auf die österreichischen Wirtschaftskontakte unter Kaiserin Maria Theresia und Kaiser Josef II., z.B. im Gewürz- und Textilhandel. Der hatte zur Folge, dass die indische Währungseinheit Rupie vorwiegend mit Silber aus Österreich geprägt wurde, im wahrsten Sinn des Wortes. Dass die Engländer in Indien das Heft, das Säbel und später die Enfield-Musketen in die Hand bekamen, ist Geschichte. Wie die Engländer das gemacht haben, wird sehr anschaulich gezeigt. Gezeigt wird auch, wie der in Indien gefundene und damals größte Diamant der Welt, Kohinoor, Teil der britischen Kronjuwelen wurde. Von wem und wie besagte Engländer 1947 wieder aus Indien hinaus gebeten wurden, darauf wird gegen Ende aufmerksam gemacht. Die Ausstellung, die von den „Großen Königen“, das bedeutet der Begriff Maharadscha, den Namen erhalten hat, widmet einen eigenen Raum Indiens „Großer Seele“ Mahatma Gandhi. Wer sich davor beim Rundgang von Gold, Silber und Diamanten hat blenden lassen, vom Duft der Gewürze betört wurde, sich mit seidenen Saris und mit Turban eingekleidet hat, von Sitar- und Trommelklängen verzaubert wurde, und bei der Tigerjagd Blut geleckt hat, dem kann in dem schlicht und in Weiß gehaltenen Raum auf meditative Weise bewusst werden, welche Macht die beständigere ist und woher Indien seine Energie bezieht.

Der literaturbewusste und genussfreudige Besucher wird im Restaurant und im Indien-Shop fündig. Zum einen können mit indischen Gewürzen verfeinerte Speisen genossen werden und zum anderen kann man neben diversen Mitbringseln und Bildbänden auch auf die „Sehnsucht nach Indien“ von Hermann Hesse stoßen und sich in Rudyard Kiplings Dschungelbuch vertiefen. Und damit der postexhibitionistische häusliche Tagesausklang bei Literatur auch den Geruchs- und den Geschmackssinn stimuliert, kauft man sich im Shop eine Packung „Masala Chai“ und schlürft ihn abends zu Ilija Trojanows kurzer Erzählung „Am Ufer des Ganges entlang“, die man im insel Taschenbuch „Indien – Ein Reisebegleiter“ findet. Besagter Autor ist übrigens auch selbst zu hören, zusammen mit Autorkollegen Josef Winkler beim Literaturwochenende von 19.-20. Oktober. Im Rahmen dieses Wochenendes gibt es eine Lesung mit Gespräch und eine Rundwanderung mit Lesungen. Wer also gern für einige Stunden den heimatlichen Gefilden entflieht, getreu dem Motto „Weit weg und doch daheim“, der sollte bis 10. November 2013 „Das Indien der Maharadschas“ auf der Schallaburg besuchen, denn an diesem Tag schließt die Ausstellung zeitgleich mit dem indischen „Diwali-Lichterfest“.

Eine sehr sorgsam vorbereitete und gestaltete Ausstellung, die von der Gruppe Gut, u.a. bekannt durch das Ötzi-Museum in Bozen, und einem eingespieltem Team realisiert wurde. Besondere Erwähnung bei der Pressekonferenz fand Mitarbeiterin Judith Zeller, die ihre Dissertation Indien gewidmet hatte und sich zur Ausstellungsvorbereitung längere Zeit in Indien aufhielt.

LitGes, März 2013

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