Giger in Wien. Rez.: I. Reichel

Ingrid Reichel
HAEVENLY DURCHGESTYLT

 

GIGER IN WIEN
KunstHaus Wien
Eröffnung: 23.05.06, 19 Uhr
Ausstellungsdauer: 24.05.06-01.10.06
Joram Harel, KunstHaus Wien in Zusammenarbeit mit
Carmen Maria Scheifele, Direktorin des Museums
HR Giger im Château St. Germain in Gruyères, CH
Öffnungszeiten: 10-19 Uhr täglich

„H.R. Giger wuchs in einer normalen, bürgerlichen Familie auf…“ mit diesen Worten beginnt der Einleitungstext der Ausstellung GIGER IN WIEN und diese verleiten schon zum Schmunzeln. Im Gastgarten, wenn man vor dem Museum steht, empfängt einen zur Rechten oben eine auf Hochglanz polierte metallene Giger Skulptur.

 

Bei der Eröffnung wurde als Damenspende eine Alien – Parfumprobe verteilt und als I-Tüpfelchen für diesen 23. Mai 2006 gab es eine eigens kreierte Speisekarte im Restaurant. Man kredenzte faschierte Laichen. Damit sie mir glauben, habe ich die Speisekarte für sie eingescannt… Fehlerteufel oder Gag – der Abend war perfekt inszeniert.
Während der Eröffnung trafen Befürworter und Fans auf Geschockte und Ablehner Gigers Kunst. Die einen gekleidet mit Giger-T-Shirts und bewaffnet mit Giger-Poster und Katalog, die anderen möglicherweise mit einem Kreuz um den Hals oder einer Knoblauchzehe in der Hand.
Unter den Gästen mischten sich Günther Brus der in den 60er Jahren als Wiener Aktionist noch in Tierkadavern wühlte und damals in seinen Aktionsskizzen gedanklich ähnlich Giger die Zergliederung und Zerstückelung des menschlichen Körpers festhielt und Ernst Fuchs, als Vertreter des Phantastischen Realismus, dessen damalige Frauendarstellungen zeitgleich der surrealen kalten Ästhetik Gigers glichen.
H.R. Giger wurde 1940 in Chur in der Schweiz geboren. Er studierte Architektur und Industriedesign an der Hochschule für Angewandte Kunst in Zürich. Giger ist der Erfinder der Biomechanoiden, einer Mutation von Mensch, Insekten und Maschine. 1977 beauftragte Dan O’Bannon ihn das Monster Alien für den gleichnamigen Science-Fiction- Horrorfilm zu erschaffen. Mit dieser Arbeit wurde Giger berühmt und bekam 1980 mit seinem Design in Ridley Scotts Film Alien den Oscar für „The Best Achievment for Visual Effects“. Im Laufe der Jahre folgten weitere Filmprojekte wie Poltergeist II und Species.
Bekannt sind auch seine Bücher Giger’s Necronomicum 1 und 2, sowie seine Entwürfe für die Plattencover von Emerson, Lake and Palmer und Debbie Harry. Nicht ohne Skandal und Gerichtsverfahren wegen pornographischer Darstellung ging Jello Biafra, der Sänger der Punkgruppe Dead Kennedys in Amerika aus, weil er zu seiner Schallplatte ein Poster des Schweizer Künstlers beigelegt hatte. H.R. Giger lebt und arbeitet in Zürich.
Die Quelle Hansrüdi Gigers Inspiration liegt wohl in seiner Kindheit und Jugend: ein Totenkopf, den sein Vater als Anerkennung als Apotheker geschenkt bekam, ein Fenster des Hotels gegenüber dem elterlichen Wohnsitz, die gemauerte Wendeltreppe zum Keller im Haus, sowie ein unterirdischer Gang in Chur.
Zu sehen sind in dieser Retrospektive über 100 Werke des Schweizer Surrealisten H. R. Giger. Die Ausstellung bietet ein reichhaltiges Angebot von Air-Brush-Gemälden, wenigen Ölgemälden, Zeichnungen, Fotomontagen, Fotos, Skulpturen, vor allem der Alien Originalskulptur, sowie der Harkonnen Möbel-Skulpturen.
H.R. Giger gilt als unübertroffener Meister der Airbrush-Technik und als der Surrealist der Gegenwart.
Sie sollten diese Ausstellung nicht versäumen!

 

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