MIRÓ KONKRET, Albertina, 12. September 2014 - 11. Januar 2015; Rez.: Eva Riebler

Eva Riebler

Von der Erde zum Himmel
12. September 2014 - 11. Januar 2015, Albertinaplatz 1, 1010 Wien

„Joan Miró. Von der Erde zum Himmel“ bezeichnet den Titel der großen Herbstausstellung, des populären katalanischen Künstlers. Die Albertina widmet dem 1893 in Barcelona geborenen Künstler, der zuerst Buchhalter werden musste, bis er an die Kunstschule von Frances Gali gehen konnte, eine großartige, wirklich umfassende Personale.

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Bereits 1916 wurde er von der Galerie Dalmau unterstützt. Und reiste 4 Jahre später bereits nach Paris, stellte dort aus und lernte Picasso kennen. Freundschaften pflegte er auch zu Hans Arp und Max Ernst. Er distanzierte sich stets von allen –ismen, wollte auch keinen Futurismus oder Kubismus. Durch André Breton schätzte er die Macht des Traumes und des Unbewussten im Surrealismus, trennte sich jedoch später auch vom Surrealismus. Er betonte 1931/32 die Malerei ermorden zu wollen“!

Seine erste Einzelausstellung hatte er mit noch nicht 40 in der Galerie Pierre Matisse in NY und seine erste Monografie wurde in Tokio veröffentlicht und seine erste Retrospektive im Museum of Modern Art NY, da war er noch keine 50 Jahre und stets in Frankreich oder Spanien sesshaft. Erst 4 Jahre später besucht er NY und Japan erst 1966.  Diese Reise prägte ihn. Er lernte die Kalligrafie schätzen und seine Besuche in Töpfereien, Museen, Tempel und Gärten bestimmten sein weiteres Schaffen. Er experimentierte mit Ton. Zahlreiche  dieser Figuren aus Ton finden sich in der Albertina wieder.

Seine Bildinhalte waren stets symbolisch. Er entdeckte die Kinderzeichnung und den alles zusammen hängenden Kinder-Cosmos für seine Malerei. Er liebte Vögel, Schnecken, Sonnen, einfache Frauengestalten oder Sterne. Jedoch wollte er sich stets einer Deutung entziehen.

Er schafft eine animierte Welt. Er malt nie abstrakt. Bei aller Reduktion bleiben seine Formen immer auf etwas bezogen. 1925 meinte er bereits: „Für mich ist die Form nie etwas Abstraktes, sie ist immer Zeichen für etwas. Sie ist immer ein Mensch, ein Vogel oder etwas anderes“.

Nach seinem Selbstbildnis 1919 (im Besitz Picassos) poetisierte er im Werk „Bauernhof“ (im besitz Ernst Hemingways)  alles, was er am Landleben sosehr liebt.

Die Poesie der Wirklichkeit ist sein Markenzeichen. Genauso wie die spontane Strich- und Pinselführung, obwohl alles vorher sorgfältig geplant worden war. Alles scheint zu schweben.

Alle Dinge sind formal reduziert und oft nur Symbole, deren Deutung sich meist entzieht. „kosmischer Realismus“ ist wohl eine treffende Bezeichnung für seine magischen Bildinhalte! In diesem Sinne ist seine Malerei experimentell. Seine Tonarbeiten und Arbeiten aus Fundstücken sind es noch mehr. Auch diese wirken spontan geformt und zeugen von Mirós kindlicher Freude, von Leichtigkeit und Faszination am Schlichten, am Reduzierten und erinnern vielleicht an prähistorische Figuren.

Das Präsentieren seiner Werke in weißen Räumen ist ihm stets und daher auch den Kuratoren Gisela Fischer und Jean-Louis Prat  ein Anliegen gewesen und lässt seine Figuren im weißen Kubus um so mehr schweben. Rund 100 Gemälde, Zeichnungen und Objekte sowie ein umfassender Katalog erwarten den Besucher!

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