MUMOK Stiftung Ludwig Wien: Mein Körper ist das Ereignis. Eva Riebler-Übleis

Eva Riebler-ܜbleis
Von grauslich bis grauslich

MUMOK Stiftung Ludwig Wien
Mein Körper ist das Ereignis
Wiener Aktionismus und internationale Performance
06.03. bis 23.08.15

Von Valie Export bis Günter Brus, Yoko Ono bis Ana Mendieta, Otto Muehl, Ion Grigorescu, Anesthis Logothetis  oder Rudolf Schwarzkogler, Hermann Nitsch, Joseph Beuys …

Von den Anfängen des Aktionismus bis zum Ende 1995

Von grauslich bis grauslich, von neuen Erfahrungen und Ritualen (Geburt, Torturen, Marter, Pein, Leiden, Sexualität), Verletzungen des eigenen oder fremden Körpers, des Tieres (Vogels), dem Ende der Schönheit in Bezug auf den weiblichen Körper (Haare auskämmen bis zum Schmerz …) bis zur Konsumkultur, dem Vietnamkrieg und sonstigem Rituellem.

Eine der ersten Aktionen war wohl die im weißen Aktionsraum = das Wohnzimmer mit den weiß eingehüllten Körpern von Günter Brus und seiner Ehefrau, die sich beide befreiten und mit schwarzer Farbe bespritzten; betitelt „Ana“ 1964 sowie der „Wiener Spaziergang“ (erstmals in der Öffentlichkeit) 1965 von Günter Brus und die „Materialaktionen“ 1964 von Otto Muehl, bei denen eine Geburt simuliert wurde, sexuelle Interaktionen zwischen Frauen oder musikalische Aktionen im Sinne von Geräuschcollagen erstellt wurden. Die Partitur hing während der Aktion sichtbar im Raum und umfasste Quietschen, Winseln, Furzen, Grunzen, Knattern oder das Aufblasen eines Ballons etc. – das alles mit den Auftritten in der renommierten Wiener Avantgardegalerie nächst St. Stephan ist uns bekannt und soll wieder einmal der Nachwelt nachhaltig in Erinnerung bleiben.

Weniger bekannt sind die Performance-Filme seit 1964 von Carolee Schneemann aus der USA und Aufführungen z.B. „Interior Scroll – The Cave“, bei der sich die TeilnehmerInnen in deiner Höhle bemalen und ruhig intonierte Texte sprechen, die sie aus ihrer Vagina Stück für Stück herausziehen. Oder der lebende Pinsel 1976 „Up To and Including Her Limits“, wobei die Prinzipien Jackson Pollocks Action Paintings erweitert wurden und eine Person gefesselt, nackt von der Decke hängend Striche an den Wänden zeichnet.

Eher witzig und die Tradition des Theaters überwindend waren die Aktionen der Wiener Gruppe, bei denen Z.B. u. a. die Rolle Publikum und Schauspieler auf der Bühne umgekehrt werden sollte.

Auf alle Fälle gibt es neue Sehweisen und Leidensweisen zu entdecken und den Blick auf die Ereignisse des Vietnamkrieges als realpolitischen Protest zu begreifen. Die Aufmerksamkeit auf die Verbindung von Krieg und Gewalt bzw. Sexualität und Konsumkultur zu lenken ist vielleicht dankenswerter als die Beleuchtung der mythisch-religiösen Thematisierungen eines Hermann Nitsch, Rudolf Schwarzkoglers oder Ana Mendietas.

Mehr Kritiken aus der Kategorie: