Caspar Jenny: Der Waran. Rez.: Eva Riebler-Übleis

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Eva Riebler-Übleis

Caspar Jenny
Der Waran. Roman
Ludwigsburg: Killroy media Verlag, 2015, 225 S.

ISBN 978-3-931140-15-1

Ein grauenhaftes Familienbild und KZ-Lager-Szenario.  „Wollen Sie das Buch  kaufen? Es ist ein schrecklich“, sagte …. Und so ist es auch mit diesem Werk. Einfach schrecklich! Schrecklich gut!

Es geht um den tödlichen Biss des Warans, der zu Beginn des Romans die alte Mutter ist. Sie ist die personifizierte Vernichtung, tötet zwei ihrer Töchter und vererbt diesen Tötungswillen an die dritte Tochter R. Deren Sohn Ran wird später der Rächer. Der brutale Bestseller Autor  A. wird der Ehemann von R. und gemeinsam feiern die beiden ihre Vereinigung mit der Tötung ihrer Tochter, die noch in der Wiege liegt. S 172. Nichts mehr würde sich zwischen sie stellen.Zum ersten Male hatte A. die Freiheit erlebt, als er Flüchtlinge erschossen hatte … Der Autor A. hat dem blutrünstigen, berüchtigten SS- Lagerarzt Dr. Jos, der einen Waran und einen Gehilfen aus den Sümpfen beschäftigt und mit Menschen füttert, ein Opfer versprochen. Und dieses Opfer soll nun sein Stiefsohn Ran sein. Dieser findet jedoch Kraft sich zu widersetzen durch den Willen seine ermordete kleine Schwester zu rächen und durch die Ruhe am wilden, ungepflegten Friedhof der armen im Lager getöteten Seelen.

Die vielen Schrecklichkeiten, z.B. die Tötung eigener Kinder, die brutalen Vorgänge in den Zellen und Folterkammern des Kriegslagers sind dermaßen sprachlich untermauert, dass man die Grässlichkeiten nicht um des Schauerns willen liest, sondern weiß, dass es um das Begreifen geht. Das Begreifen, dass es wirklich Menschen gab oder gibt, die eine Welt gestalten und erschaffen wollen, die jede Vorstellungskraft sprengte. Zitat S. 150: das Ziel war eine vollkommene Plastik des Bösen, die alle Elemente der Grausamkeiten zu einem Ganzen zusammenführte.

Also Folter und Tod nicht aus Blutrünstigkeit, sondern  als Gestaltungswillen und Parallele zur Kunst an und für sich: Zitat S.150 ff: Am liebsten hätte A. seine Bücher mit dem Blut seiner Opfer geschrieben. Seine Feder in die offenen Wunden getaucht ….                          

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