
Andreas Pavlic: Die Erinnerten
Andreas Pavlic:
Die Erinnerten
Roman
Wien: Edition Altelier.
221 Seiten
ISBN: 978-3-99065-058-5
Positionierung und Verteidigung politischer Ideale. Im Mandelbaum-Verlag veröffentlichte Andreas Pavlic 2019 mit anderen Autor*innen „Die Rätebewegung in Österreich“. Davor einen Lyrikband. Mit vorliegendem Roman geht er zurück in seine Heimat Tirol und siedelt dort seinen Roman an, in dessen Fokus das Ereignis der „Höttinger Saalschlacht“ von 1932 steht, eine Auseinandersetzung zwischen Nationalsozialisten und Mitgliedern des Republikanischen Schutzbundes und Kommunist*innen. Am Rande dieses Ereignisses laufen sich die beiden Protagonisten Annemarie und Johann in, die Arme und beginnen eine (Liebes)Beziehung.
Was fast vordergründig als banales Alltagsgeschehen daherkommt, liefert uns ein Soziogramm damaliger gesellschaftlicher Veränderungen. Die Auseinandersetzungen zwischen Christlichsozialen, Sozialisten und Nazis (die anfänglich noch verboten waren). Glaubwürdig erzählt Pavlic von den Ambivalenzen, politischen Überzeugungen und den Versuchungen, ins andere (politische) Lager überzulaufen.
Mit dem Einzug der Alliierten 1945 ändert sich alles. Das Ausloten seiner Protagonist*innen zwischen Anpassung und Widerstand, zwischen dem Wunsch nach Zugehörigkeit und Vermeidung von Ausgrenzungen schildert der Autor überzeugend.
Rückblickend erinnert sich der Sohn an das Leben seiner Eltern, das unmittelbar Spuren in seiner eigenen Biografie hinterlassen und ihn beeinflusst hat. Die Hintergrundfolie des Romans unterstreicht unsere Rolle als aktive und verantwortungsvolle Gestalter*innen unseres Lebens. Niemals sind wir passive Objekte äußerer Umstände! Wertvolle Literaturhinweise ermöglichen eine vertiefende Auseinandersetzung mit dem Thema.
Andreas Pavlic, 1974 in Innsbruck geboren, lebt in Wien als Spediteur, Lager- und Gemeinwesenarbeiter. Seit 2008 veröffentlicht er Lyrik und Prosa in Zeitschriften und Anthologien.