August Staudenmayer: Alter Affe Angst

Cornelia Stahl

August Staudenmayer:
Alter Affe Angst

Prosa
Wien: Klever Verlag,
2023, 150 Seiten
ISBN: 978-3-903110-95-3

Der Blick in den Spiegel. „Es fühlt sich an wie ein Spiegel“, sagt August Staudenmayer über seine Herangehensweise, bevor er ein Bild zeichnet. „Ich habe noch nie erlebt, dass ich mir vorgenommen habe, etwas Bestimmtes zu zeichnen“, ergänzt er. Ähnlich fühlt sich seine Prosa an, betrachtet man den aktuellen Prosaband „Alter Affe Angst“ detailliert. Das A dominiert: Assoziatives Schreiben nennt es Staudenmayer im Interview.
Der vorliegende Band enthält ein Universum an vielfältigen Assoziationen: Angefangen vom ersten Beitrag „Staat“:
„Der Nationalfeiertag ist ein weißer Zungenbelag. Wenn man die Zunge herausschneidet, wird der Belag teilweise rot“, S. 5. Eine kreative Auseinandersetzung mit den Farben der Nationalflagge Österreichs. Genau wie Janko Ferk in seinem Erzählband greift auch Staudenmayer das Motiv der Lebenserzählung auf. Zunächst im Versmaß formuliert:
Lebenserzählung
Meine Füße sind leer.
Leerer als der Kopf sein kann.
Kein Weg ist mehr in ihnen.

Der Künstler stellt die Dinge manchmal auf den Kopf, nimmt somit eine ungewohnte Perspektive ein: Die Füße sind leer, nicht der Kopf, wie wir manchmal von uns behaupten. Die Umkehrung der Dinge gelingt auch im Text „Kaltes Herz“:
Der Spieltisch sieht ihn mit kreisenden Pupillen an. Sämtliche Figuren streiten sich um die Rolle der Königin mit der grünen Null auf der Augenklappe, S. 40.
Mit den Augen des Autors sehen wir die Welt mitunter anders (wenn wir uns darauf einlassen). Auch beim Zeichnen ging Staudenmayer ungewohnte Wege. Er zeichnete mit der linken Hand und war überrascht, welche Dinge zutage traten. Herz & Hand, eine Einheit. Ein vergnüglicher Prosaband. August Staudenmayer, geb. in Herzogenburg, NÖ, lebt und arbeitet im Atelier 10/Anker-Brotfabrik in Wien.

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